# taz.de -- Kommentar Verbot des Pilotenstreiks: Streik muss wehtun
       
       > Ein Gericht hat den Ausstand bei der Lufthansa verboten. Wenn
       > Gewerkschaften nicht gegen Kürzungen streiken dürfen, wogegen dann?
       
 (IMG) Bild: Angekratzt. Lufthansa
       
       Ein Streik, der keinen wirtschaftlichen Schaden anrichtet, bringt nichts.
       Das mussten gerade die ErzieherInnen erfahren, deren Arbeitgeber viel Geld
       sparten, als die Kitas wochenlang geschlossen blieben, die Eltern aber
       weiter Gebühren zahlten. Die PilotInnen sind in einer weitaus
       komfortableren Lage: Ihr Streik bei der Lufthansa tut dem Arbeitgeber
       richtig weh.
       
       Deshalb versucht der auch mit allen Mitteln, einen Abbruch zu erreichen.
       Zumindest juristisch mit Erfolg. Das Landesarbeitsgericht Hessen [1][hat
       den Ausstand bei der Lufthansa am Mittwoch verboten]. Die Begründung: Die
       Piloten kämpften gegen den Umbau der Lufthansa und die damit verbundenen
       massiven Einschnitte – also gegen eine unternehmerische Entscheidung.
       
       Die Lufthansa plant erhebliche Kürzungen und die Verlagerung von Jobs in
       tariffreie Zonen. Wenn Gewerkschaften dagegen nicht mehr streiken dürfen,
       wogegen denn dann? Das Verbot ist ein unverhältnismäßiger Eingriff in das
       Grundrecht auf Streik. Dass es juristisch umstritten ist, zeigt die andere
       Entscheidung der Vorinstanz. Arbeitskämpfe müssen politisch ausgefochten,
       Ergebnisse in Verhandlungskommissionen und nicht im Gerichtssaal erzielt
       werden. Unternehmen, die wie die Lufthansa vor Gericht ziehen,
       unterminieren das gesamte Tarifvertragssystem.
       
       Vielleicht hat das Urteil aber eine gute Folge: Es könnte die
       Arbeitskampfarroganz der PilotInnen dämpfen. Sie sind die absoluten
       Spitzenverdiener am Flughafen, ihre Streikkraft ist enorm. Sie nutzen sie
       aber nur für sich, statt den Schulterschluss mit anderen Beschäftigten wie
       Stewardessen, Stewards oder dem Bodenpersonal zu suchen. Diese leiden
       ebenso unter den angekündigten Kostensenkungen. Das Verbot zeigt, dass auch
       der größten Kampfkraft schnell Grenzen gesetzt werden können. Eine kluge
       Antwort der PilotInnen darauf wäre, dass sie das Bündnis mit ihren
       KollegInnen aus anderen Berufen suchen.
       
       9 Sep 2015
       
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