# taz.de -- Architekt der deutschen Ostpolitik: Egon Bahr ist tot
       
       > Egon Bahr gilt als Baumeister der deutschen Ostpolitik und suchte die
       > Annäherung der BRD an die DDR. Nun ist der SPD-Politiker im Alter von 93
       > Jahren verstorben.
       
 (IMG) Bild: War ein enger Verbündeter Willy Brandts: Egon Bahr neben einer Statue von Brandt (Archivbild 2007).
       
       Berlin dpa | Der Architekt der deutschen Ostpolitik, der SPD-Politiker Egon
       Bahr, ist tot. Der frühere enge Vertraute des SPD-Kanzlers Willy Brandt
       starb im Alter von 93 Jahren, wie ein Parteisprecher am Donnerstag
       bestätigte. Brandt und Bahr gelten als Architekten der deutschen Ostpolitik
       in den 1970er Jahren. Die damalige Annäherung an Moskau und die DDR war
       eine wichtige Voraussetzung zur späteren Überwindung der Teilung
       Deutschlands und Europas.
       
       SPD-Chef Sigmar Gabriel sagte: „Mit großer Bestürzung und tiefer Trauer
       haben wir in der letzten Nacht vom Tode Egon Bahrs erfahren.“ Die deutsche
       Sozialdemokratie und viele Menschen in Europa trauerten um einen „mutigen,
       aufrichtigen und großen Sozialdemokraten, den Architekten der deutschen
       Einheit, Friedenspolitiker und Europäer“, sagte Gabriel.
       
       Bahr sei ein großer Vordenker mit einzigartiger politischer Tatkraft
       gewesen. „Er vertraute wesentlich auf die Macht der Freiheit und die Kraft
       des Gesprächs, das war die Grundlage für den „Wandel durch Annäherung"“,
       sagte Gabriel. Bis zuletzt sei Bahr stets ein loyaler und unermüdlicher
       Ratgeber der SPD gewesen.
       
       Bahr war erst Ende Juli noch in Moskau und hatte sich dort zusammen mit dem
       Ex-Sowjetpräsidenten Michail Gorbatschow für ein Ende der Entfremdung
       zwischen Deutschland und Russland in der Ukrainekrise ausgesprochen. Bahrs
       Expertise war bis zuletzt gefragt.
       
       ## Trauer um „einen großen Mann“
       
       Der Vorsitzende der Linken-Fraktion, Gregor Gysi, erklärte: „Mit Egon Bahr
       geht ein großer deutscher Politiker.“ Zunächst – wie er ihm selbst gesagt
       habe – ein „Kalter Krieger“, sei er schließlich „für geregelte vernünftige
       Beziehungen zur Sowjetunion, zu ganz Osteuropa einschließlich der DDR“
       eingetreten. „Wandel durch Annäherung war sein Ziel, mehr Wandel, als wir
       alle erlebt haben, war letztlich nicht zu erreichen. Schon seit 1990 suchte
       er auch das Gespräch mit meiner Partei, mit mir.“
       
       SPD-Vize Ralf Stegner erklärte: „Egon Bahr war ein großer Sozialdemokrat,
       kluger Friedenspolitiker und engagierter Europäer. Der frühere
       Bundesminister, Weggefährte, Berater und Freund Willy Brandts hat nicht nur
       die Weichen für die neue Art von Entspannungspolitik gestellt, sondern sich
       in seinem ganzen Leben unermüdlich für Frieden und Entspannung eingesetzt.“
       
       FDP-Chef Christian Lindner twitterte: „Die neue Ostpolitik war ein
       Verdienst von Egon Bahr. Die Freien Demokraten trauern um einen großen
       Mann.“
       
       20 Aug 2015
       
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