# taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
       
       > Gauck spricht spät, aber gut; Merkel liegt zu Europa wie immer falsch und
       > Maas sieht mit seiner Facebook-Kritik naiv aus.
       
 (IMG) Bild: Beim Besuch in der Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge in Berlin-Wilmersdorf: Bundespräsident Joachim Gauck.
       
       taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche? 
       
       Friedrich Küppersbusch: 
       
       Bundespräsident Gauck hat spät, dann jedoch gut gesprochen: „Helles
       Deutschland“.
       
       Was wird besser in dieser? 
       
       Plädiere für eine zweite Amtszeit. Seines neuen Redenschreibers.
       
       Wegen „polizeilichem Notstand“ sollte in Heidenau ein Willkommensfest für
       Flüchtlinge ausfallen. Wie weit kann sich Sachsen noch blamieren? 
       
       Entblößende Wahrheit: In Dortmund wären viele froh gewesen, die Polizei
       hätte den Arsch in der Hose gehabt, keinen Arsch in der Hose zu haben. Also
       genau das zu sagen, was die sächsische Polizei behauptete: Sie könne für
       die Sicherheit nicht garantieren. Das hätte uns eine Menge Nazi-Demos und
       den Ruf als braune Tiefburg erspart.
       
       Nun zeigt Heidenau, dass solche Wünsche frivol waren. Der Schutz der
       Kundgebungsfreiheit ist unteilbar. [1][Das schließliche Gelingen des
       Willkommensfestes] bezeugt auch, dass Träume von immer mehr Bundespolizei
       oder Bundeswehr – Einsatz im Inneren – beide wider die Verfassung – hier
       keine Begründung finden.
       
       Am Mittwoch fand die österreichische Polizei [2][71 erstickte Flüchtlinge
       in einem Lkw]. Was muss noch geschehen, damit die europäische Politik tätig
       wird? 
       
       Man könnte mit gutem Beispiel vorangehen. Deutsche Schulmeisterei über
       „gerechte Verteilung“ in Europa käme deutlich plausibler über, wenn
       deutschen Schlaumeiern gerechte Verteilung in Deutschland gelänge. Bisher
       kann jeder Nachbar auf beispielsweise Sachsen verweisen und die Deutschen
       mahnen, ihr eigenes Haus in Ordnung zu bringen. „Europa ist keine
       Sozialunion“, wie Merkel auf der Höhe der Griechenland-Auseinandersetzung
       dekretierte: war falsch, ist falsch, wird immer falscher.
       
       Syrer bedanken sich bei Angela Merkel über soziale Medien für ihr
       Bleiberecht. Wofür möchten Sie sich bei Frau Merkel bedanken? 
       
       Ihren abgrundtiefen Skeptizismus, der sie daran hindern wird, das zu
       glauben.
       
       Selbst die TV-Kasper [3][Joko und Klaas haben sich per YouTube gegen Rechte
       positioniert]. Darauf haben alle nur gewartet, oder? 
       
       In dieser Zeitung wurde kürzlich Bundespressekonferenz–Magier Tilo Jung
       hart kritisiert für zugegeben hodenlos dumme Posts von Deppen zu seinen
       Videos. Exakt auf diese Abteilung „unverlangt eingesandt“ beziehen sich
       auch die beiden Unterhalter Yoko und Klaas: Sie entschuldigen sich eingangs
       fast für ihre politische Unzuständigkeit. Fordern dann jedoch sehr
       eindringlich braune Trolle auf, sie zu entliken, zu entfreunden, abzuhauen.
       Kurz – sie tun ziemlich genau das, was ihnen übermorgen hässliche Kritik z.
       B. in der taz ersparen wird. Mühle auf, Mühle zu.
       
       Übrigens ein recht deutsches und historisch begründetes Phänomen, dass hier
       Unterhaltungskünstler politische Vereinnahmung scheuen. Gut so. Im
       Vergleich zu selbst beweihräuchernder Charity ist das Vorpreschen von Yoko
       und Klaas wenigstens ansatzweise riskant.
       
       Nach Unwörtern des Jahres wird man nach diesem Sommer und der
       Flüchtlingsdebatte nicht mehr suchen müssen. Asylkritiker, Westbalkan,
       Flüchtlingswelle – haben Sie auch schon Favoriten? 
       
       „Völkerwanderung“ übertreibt so heillos wie demagogisch. Doch
       „Willkommenskultur“ ist so erlesen doppeldeutig, dass ich es knapp vorne
       sähe bisher.
       
       [4][Justizminister Heiko Maas will mit Facebook ein ernstes Wörtchen wegen
       Hasskommentaren reden]. Nur, sollte man den Straftatbestand Volksverhetzung
       einem Privatunternehmen überlassen? 
       
       Alternative Facebook sagt: „Hey, wir liefern doch eh alle Userdaten an die
       NSA, holt euch eure Trolle doch da!“ – Eben, Maas’ Ansatz geht von einem
       eigenverantwortlichen Unternehmen aus und sieht dabei naiv aus.
       
       Hurra, Totalüberwachung: Medienberichten zufolge haben deutscher
       Verfassungsschutz und die USA einen Deal gehabt: [5][deutsche Daten gegen
       die US-Software xkeyscore]. Wie wohldurchleuchtet fühlen Sie sich?
       
       Ausreichend. Dazu unser TV-Tipp: „Login PROMIS“, ein ZDF-Dokumentarfilm von
       Egmont R. Koch. 1996. Alles drin. Und bei YouTube kriegt dank xkeyscore
       auch jeder mit, wenn Sie es gucken.
       
       Anders als bei Bob der Baumeister und die Biene Maja [6][hat der
       #bringbackbäuchlein gefruchtet und Pumuckl bekommt sein Wohlstandsbäuchlein
       wieder]. Welche Hashtags braucht die Welt noch? 
       
       Den Hashtag wollte eigentlich Sigmar Gabriel für seine Wahlkampagne!
       
       Und was machen die Borussen? 
       
       Kann mal einer das Transferfenster zumachen? Es zieht.
       
       Fragen: YAG, HDL, MLA
       
       30 Aug 2015
       
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