# taz.de -- Wahlreform in den USA: Lessig for President
       
       > Lawrence Lessig, Juraprofessor und Internetaktivist, will das politische
       > System der USA reformieren – und bewirbt sich um die Präsidentschaft.
       
 (IMG) Bild: Lässig.
       
       Berlin taz | „[1][Hey danke für die Unterstützung heute]. Helft uns, noch
       die 100.000 Dollar zu knacken, damit ich schlafen gehen kann.“ Eine halbe
       Stunde später teilt der 54-jährige Harvard-Professor [2][Lawrence „Larry“
       Lessig per Twitter] mit, dass seine Wahlkampfkasse um die nötigen 4.000
       Dollar angewachsen sei. Der Jurist kann sich also beruhigt hinlegen.
       
       Schlaf wird Lessig in den kommenden Wochen nun nicht mehr viel bekommen,
       denn der profilierte Staatsrechtler, Urheberrechtsspezialist und politische
       Aktivist ist gerade in das Rennen um die Nominierung zur demokratischen
       [3][Kandidatur für die Präsidentschaft der USA] eingestiegen. Sein einziges
       Wahlkampfziel ist nichts weniger als eine Reform des politischen Systems
       des Landes.
       
       Seit Jahren schon kämpft der eloquente Redner auf jeder sich bietenden
       Bühne für das liberale Ideal einer transparenten Demokratie, die vom
       Wettstreit der Ideen lebt und nicht erstickt wird von reichen Spendern, die
       ihre gekauften Kandidaten ins Rennen schicken. Dafür hat Larry Lessig die
       [4][“New Hampshire Rebellion“] ins Leben gerufen, bei der in den vergangen
       zwei Jahren Aktivisten mitten im bitterkalten Winter von Tür zu Tür
       wanderten um in dem zu den Vorwahlen heiß umkämpften Staat im Nordosten der
       USA Werbung für eine Reform der Parteienfinanzierung zu machen.
       
       Es ist nicht das erste Mal, dass der Professor außerhalb des Hörsaals von
       sich reden macht. Während der Transformationsphase der postsozialistischen
       Staaten beriet er mehrere osteuropäische Regierungen in Verfassungsfragen.
       Als einer der ersten namhaften Spezialisten für Rechtsfragen rund um das
       Internet wurde er später ein Freund und Förderer des Aktivisten und
       Programmierers Aaron Swartz.
       
       ## The Internet‘s Own Lawyer
       
       Dessen Suizid im Januar 2013 nahm Lessig nach eigenen Angaben als Auftrag,
       noch nachdrücklicher für Demokratisierung, sozialen Fortschritt und freien
       Informationszugang einzutreten. Swartz war unmittelbar vor seinem Tod
       Beschuldigter in einem Urheberrechtsverfahren. Ihm drohte eine langjährige
       Haftstrafe.
       
       Während Swartz nicht zuletzt über eine biografische Dokumentation den
       Beinamen „The Internet‘s Own Boy“ bekam, ist Larry Lessig wohl so etwas wie
       „The Internet‘s Own Lawyer“. Seine juristische Expertise war eine
       wesentliche Grundlage für den Erfolg des alternativen Urheberrechtsschutzes
       der Creative Commons. In mehreren Stiftungen und Bürgerrechtsorganisationen
       wie der Electronic Frontier Foundation ist Lessig in den Aufsichtsgremien
       tätig.
       
       Dass er ernsthafte Chancen hat, für die Demokraten in den Kampf um das
       Weiße Haus einzuziehen, dürfte er selber nicht glauben. Trotzdem ist sein
       Plan, als Präsident sofort zugunsten des oder der Vizepräsidenten, ob
       Clinton oder Sanders, zurückzutreten, sobald ein Reformgesetzespaket vom
       Kongress verabschiedet sei, von simpler Schönheit. Da die USA
       Volksabstimmungen nicht zulassen, macht der Kandidat sich einfach selber
       zum Referendum.
       
       Von den Feinheiten der doch sehr theoretischen Ästhetik des Plans einmal
       abgesehen, klingen die formulierten Etappenziele der Kampagne jedoch
       durchaus realistisch. In den kommenden vier Wochen will Lessig eine
       Millionen Dollar Spenden sammeln. Danach hofft er auf ein Umfrageergebnis
       von über einem Prozent, was die Demokraten zwänge, ihm einen Platz bei
       einer Vorwahldebatte einzuräumen.
       
       Einen ersten Erfolg [5][verbucht Lessig bereits ganz selbstbewusst für
       sich]: Clinton-Herausforderer Bernie Sanders hat das Ziel, den Einfluss
       reicher Spender auf die US-Politik zu beenden am Dienstag vom achten auf
       den zweiten Platz seiner Wahlkampfprioritäten gehoben.
       
       13 Aug 2015
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://twitter.com/lessig/status/631276882965741568
 (DIR) [2] https://twitter.com/lessig/status/631285558376009728
 (DIR) [3] https://lessigforpresident.com
 (DIR) [4] http://www.nhrebellion.org/
 (DIR) [5] https://twitter.com/lessig/status/631217814049804292
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniél Kretschmar
       
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