# taz.de -- Polizei gegen „illegale Grenzübertritte“: In vollen Zügen
       
       > Am Donnerstag holte die Polizei 147 Flüchtlinge aus einem Eurocity in
       > Rosenheim. In Niederbayern irren Flüchtlinge auf der Autobahn umher.
       
 (IMG) Bild: Die Pässe, bitte.
       
       München taz | „Wegen eines Polizeieinsatzes im Zug verzögert sich unsere
       Weiterfahrt auf unbestimmte Zeit.“ Diese Durchsage bekam die Touristin
       Silke van Dyk am vorvergangenen Sonntag zu hören, als ihr Eurocity in
       Rosenheim hielt. Ungeplante Aufenthalte wie dieser sind inzwischen schon
       fast Standard für Zugreisende, die aus Österreich nach Deutschland
       einreisen. Der Grund dafür sind Polizeiaktionen gegen „illegale
       Grenzübertritte“.
       
       Erst am Donnerstag meldete die Bundespolizei einen Rekord: Zwei Tage zuvor
       habe man in Rosenheim in nur einem Zug 147 Menschen ohne die erforderlichen
       Papiere vorgefunden – bislang der größte „Aufgriff“ in Deutschland
       überhaupt. Die Menschen, überwiegend Eritreer, hätten den Eurocity aus
       Verona verlassen müssen, seien in Rosenheim registriert und dann zur
       Aufnahmestelle für Flüchtlinge in München gebracht worden. Laut
       Bundespolizeiinspektion Rosenheim hat sie allein im Juli etwa 6.400
       Flüchtlinge registriert – das seien mehr als in den Jahren 2012 und 2013
       zusammen.
       
       Unter ihnen waren auch die geschätzt 40 Menschen, die aus dem Eurocity
       gezogen wurden, in dem Silke van Dyk saß. Um Eineinviertelstunden habe sich
       ihre Fahrt nach München verzögert, erzählt die Soziologie-Professorin. Alle
       Passagiere seien kontrolliert worden. Zumindest bei den Menschen in ihrem
       Großraumabteil habe man „extrem großes Unbehagen“ wegen der Aktion gemerkt.
       „In München haben uns Bahn-Mitarbeiter dann die Auskunft gegeben, dass
       mittlerweile fast jeder Zug aus Österreich kontrolliert würde, meistens
       allerdings nicht so gründlich wie bei uns.“
       
       Dem widerspricht Rainer Scharf von der Bundespolizeiinspektion Rosenheim.
       Es würde nur ein Teil der Züge kontrolliert, schwerpunktmäßig die Fernzüge
       aus Italien, mit denen erfahrungsgemäß besonders viele Flüchtlinge
       einreisten. Selbst dort würden Reisende nur stichprobenartig überprüft.
       
       Ganz andere Probleme plagen die Kollegen in Niederbayern: Viele Schleuser
       setzen Flüchtlinge an der A3 zwischen dem Grenzübergang Suben bei Passau
       und Straubing ab. Diese, so die Polizei, irrten dann oft auf der Autobahn
       umher. Deshalb schlug sie vergangene Woche ein Tempolimit von 80
       Stundenkilometern auf dem Autobahnabschnitt vor. Nach einem Gespräch mit
       dem bayerischen Innenministerium ist diese Idee wieder vom Tisch. Nun
       erwägt man vorübergehende Tempolimits und Warnschilder: „Achtung,
       Fußgänger!“
       
       6 Aug 2015
       
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