# taz.de -- Kolumne Aufgeschreckte Couchpotatoes: Allerlei aus der ganzen Welt
       
       > Der Torbogen aus Mumbai, das Slumdog Millionair Butter Chicken aus
       > Indien, der Burger aus den Staaten, dazu Ofenkartoffeln - eine
       > Restaurantkritik.
       
 (IMG) Bild: Veredelte Burger im Angebot.
       
       Neulich in Konstanz. Eigentlich zum beschaulichen Wandern rund um den See,
       doch dann fand ich mich auf einer „kulinarischen Weltreise“ wieder. Im
       Holly’s. Das klingt irgendwie nach Holiday, fröhlich, hip. Das loftartige,
       durchgestylte Lokal mit großer Gartenterrasse am angesagten Konstanzer
       Seerhein brummt: Lust-und-Laune-Menschen, Jung und Alt, große Familien,
       feingemachte Frauengruppen, gegelte Krawattenträger, schluffige Studenten,
       flirtende Verliebte. So bunt gemischt wie das Publikum ist auch die
       Inneneinrichtung und die Speisekarte des Holly’s.
       
       Der Torbogen im Eingangsbereich soll aus Mumbai stammen. Das große Fenster
       zur Küche aus einer alten Bulldogfabrik in Tschechien und die Decke soll
       einst ein Teil des Bahnhofs von Kuala Lumpur gewesen sein. Vintage global.
       Die unterschiedlichen Tische sind aus Teakholz und können genauso von den
       Gästen gekauft werden, wie Torbogen, Vasen, Stühle, Sofas. Mit dem
       Preisschild unterm Hintern – der Stuhl auf dem ich sitze kostet schlappe
       400 Euro – fühlt man sich ein bisschen verirrt. Vielleicht ist es doch nur
       ein internationaler Antiquitätenshop? Aber den gibt es separat dazu, gleich
       neben dem Restaurant.
       
       Auf der Speisekarte findet sich alles, was sich in weltoffene deutsche
       Haushalte so eingeschlichen hat: Slumdog Millionair Butter Chicken, Currys,
       Chilis, Burger, Steaks, Pasta, und als heimatliches Zugeständnis:
       Ofenkartoffeln und Flammkuchen. Geliefert wird das Essen direkt vom
       Caterer, der Honig statt Süßstoff und Kaffir-Limetten statt Aromastoffe
       verwendet. Eine Küche für den weltverwöhnten Durchschnittsgeschmack. Wenn
       die Rechnung der Betreiber aufgeht, soll Holly’s mit Franchising Karriere
       machen. So was wie ein deutscher McDonald’s für Welterfahrene.
       
       Der klassische Flammkuchen war allerdings trocken und fad. Er schmeckt in
       jeder Konstanzer Altstadtkneipe besser. Manchmal ist weniger doch mehr. Nur
       der Torbogen aus Mumbai geht mir nicht aus dem Kopf. Fragt sich nur, wohin
       damit?
       
       15 Aug 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Edith Kresta
       
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