# taz.de -- Kämpfe in der Ukraine: Beide Seiten brechen die Waffenruhe
       
       > Im Donbass werden die Gefechte zwischen prorussischen Kämpfern und der
       > ukrainischen Armee wieder heftiger. Auch die OSZE wird zur Zielscheibe.
       
 (IMG) Bild: Manöver der ukrainischen Armee.
       
       Kiew taz | Die Gewalt im Osten der Ukraine eskaliert erneut. Auch die
       Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), die die
       Einhaltung des Minsker Waffenstillstandes in der Region überwachen soll,
       gerät selbst immer mehr in Bedrängnis. Bei einem Brandanschlag auf Wagen
       der OSZE waren am Wochenende in Donezk vier gepanzerte Autos in Flammen
       aufgegangen. Verletzt wurde bei dem Anschlag niemand.
       
       In einer ersten Stellungnahme hatte der OSZE-Vorsitzende, der serbische
       Außenminister Ivica Dačić, den Anschlag scharf verurteilt. „Ich verurteile
       alle Versuche, die die Arbeit der OSZE-Mission beeinträchtigen“, erklärte
       er. Mehrfach hatte die OSZE in den letzten Tagen von Verstößen gegen das
       Minsker Waffenstillstandsabkommen vom Februar berichtet. Beide Seiten
       hätten entgegen den Waffenstillstandsvereinbarungen schwere Artillerie
       nicht abgezogen und den internationalen Beobachtern mehrfach den Zugang zu
       dislozierten Waffen verwehrt.
       
       In Schtschastja und Schirokin gerieten OSZE-Beobachter selbst in ein
       Kreuzfeuer. Auch hier wurde jedoch niemand verletzt. Ende der vergangenen
       Woche hatten 230 Jugendliche nach Angaben der OSZE vor deren Vertretung in
       Lugansk gegen die Organisation und ihre „mangelnde Objektivität“
       demonstriert.
       
       Den neu aufgeflammten Kämpfen waren in den vergangenen Tagen erneut mehrere
       Menschen zum Opfer gefallen. Ukrainische Quellen berichten von einem
       getöteten und 13 verletzten ukrainischen Soldaten. Die OSZE zitiert Quellen
       aus den Reihen der Aufständischen, die von drei getöteten Aufständischen
       und mehreren verletzten Zivilisten berichten. Auch die Lage um die
       Hafenstadt Mariupol ist zunehmend angespannter. Im Gebiet Horlivka hatte
       die OSZE am 8. August wegen starker Kämpfe ihre Beobachtertätigkeit sogar
       zeitweise unterbrechen müssen.
       
       Die Europäische Union kritisierte die Beeinträchtigungen der Arbeit der
       OSZE-Beobachter. Ohne die Aufständischen namentlich zu nennen, verurteilte
       sie Angriffe auf von der Regierung kontrollierte Gebiete. Diese, so der
       diplomatische Dienst der EU am Dienstag, verletzten „den Geist und den
       Wortlaut der Vereinbarungen von Minsk“. Gleichzeitig forderte die EU die
       Konfliktparteien erneut auf, dem Minsker Waffenstillstandsabkommen vom
       Februar nachzukommen, schwere Waffen von der Konfliktlinie abzuziehen und
       die Waffenruhe einzuhalten.
       
       ## Vergeltung für Raketenangriffe
       
       Unterdessen kündigte die ukrainische Armee Vergeltung für Raketenangriffe
       der Aufständischen an. In der Nacht zum Dienstag, so ein Sprecher, habe es
       regelmäßig Angriffe mit Grad-Raketen auf Stellungen der ukrainischen Armee
       gegeben. Gegenüber der taz bestätigte Igor Schneidmüller, Bewohner der von
       den Aufständischen kontrollierten Stadt Zugres, die Zunahme der Kämpfe.
       
       „Am schlimmsten ist es derzeit in Horlivka“, so Schneidmüller. Dort lebten
       praktisch nur noch alte Menschen. Die Führung der „Volksrepublik Donezk“
       sei kriegsmüde geworden. Man wolle nur noch den Status quo halten und sich
       verteidigen.
       
       Unterdessen häufen sich in den von Kiew nicht kontrollierten Gebieten
       Gerüchte, dass bald alle in den Gebieten Donezk und Lugansk lebenden
       Einwohner russische Pässe erhalten sollen. Bereits jetzt sind dort, so eine
       Bewohnerin von Donezk gegenüber der taz, russische Rubel gleichberechtigt
       neben der ukrainischen Währung im Umlauf. Gute Nachrichten kommen hingegen
       aus Lugansk. Dort, so berichten ukrainische Quellen, sei es innerhalb eines
       Tages nur zu einer einzigen Verletzung des Minsker
       Waffenstillstandsabkommens gekommen.
       
       12 Aug 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernhard Clasen
       
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