# taz.de -- Finanzkraft der Fußball-Bundesliga: Kurze Hosen, volle Taschen
       
       > Die Premier League hat Geld wie Heu. Darum fürchtet die Bundesliga um
       > ihre Konkurrenzfähigkeit. Aber: „Auch hier wird nicht mit Erdnüssen
       > bezahlt.“
       
 (IMG) Bild: War Liverpool über 40 Millionen Euro wert: der Brasilianer Roberto Firmino, ehemals Hoffenheim
       
       Frankfurt/M. taz | Die Beratungsagentur McKinsey ist bestimmt nicht für
       ihren sozialromantischen Ansatz bekannt. Insofern hat Christian Seifert
       geschmunzelt, als die Macher einer neuen Studie über die wirtschaftliche
       Bedeutung des deutschen Profifußballs die Wachstumschancen unter dem
       Blickwinkel eines „Fußball-Romantikers“ ermittelt hatten: Wenn weder die
       „Sportschau“ komplett abgeschafft, der Spieltag total zersplittert, noch
       die Eintrittspreise exorbitant erhöht werden, könnte die Bundesliga bis
       2020 um weitere 35 Prozent wachsen.
       
       „Die Bundesliga hat im Dreiklang aus Sport-Wirtschaft-Gesellschaft eine
       spezielle Position. Die DFL und die Klubs können stolz sein, was geleistet
       worden ist“, meinte der Vorsitzende der Geschäftsführung der Deutschen
       Fußball Liga (DFL), als er genüsslich den gestern vorgestellten Ergebnissen
       lauschte.
       
       Die Wertschöpfung von Erster und Zweiter Liga ist seit 2008 um 55 Prozent
       auf stolze 7,9 Milliarden Euro gewachsen – zehn Mal so schnell wie die
       deutsche Gesamtwirtschaft. Die unabhängige Studie stellte heraus, dass
       jeder 350. in Deutschland erwirtschaftete Euro im Zusammenhang mit dem
       „Wachstumsmotor“ Profifußball stehe, der mittlerweile wichtiger sei als der
       zivile Luftverkehr oder die Textil- und Modebranche. 110.000
       Vollarbeitsplätze schaffe der Spielbetrieb – vom Security-Angestellten bis
       zum Gastronom der Vereinsgaststätte. „Fußball besteht aus mehr als nur den
       Millionären in kurzen Hosen“, merkte Seifert an.
       
       Gleichwohl hat Seifert ja vernommen, dass vor dem Startschuss in die neue
       Bundesliga-Saison an diesem Freitag nicht über prächtige Perspektiven,
       sondern fremde Bedrohungen debattiert wird. „Die Klubs werden entscheiden
       müssen, ob wir für noch mehr Wachstum andere Maßnahmen brauchen. Wachstum
       kann aber nicht sein, alle drei Jahre nur über einen neuen Fernsehvertrag
       zu reden“, betonte Seifert, dem die Diskussion ob der wahnwitzigen
       Fernseherlöse aus der englischen Premier League zu eindimensional geführt
       wird: „TV-Verträge sagen per se noch nichts über die Stärke einer Liga
       aus.“
       
       ## Surreale Dimensionen
       
       Tatsächlich hat das Wettbieten zwischen dem Pay-TV-Sender Sky und dem
       Staatsbetrieb British Telecom die Preise in surreale Dimensionen getrieben.
       Dadurch kassiert die Premier League aus ihrem neuen Dreijahresvertrag ab
       2016/2017 pro Saison umgerechnet allein 2,3 Milliarden Euro. Hinzu kommen
       mindesten 800 Millionen Euro aus der Auslandsvermarktung.
       
       Zum Vergleich: Die DFL wäre schon froh, wenn sie bei der im nächsten Jahr
       anstehenden Rechtevergabe für die Saison ab 2017/2018 die Schallmauer von
       einer Milliarde Euro jährlich durchbricht.
       
       Der Markt in Deutschland wird sich mittelfristig verändern, davon ist
       Heribert Bruchhagen überzeugt. Der Vorstandschef von Eintracht Frankfurt
       sagt: „In zwei, drei Jahren wird sich das englische Fernsehgeld verteilt
       haben. Die Flut hebt alle Boote.“ Die Etats werden nach oben schnellen,
       aber „in diesem Jahr hat das auf einen Verein wie Eintracht Frankfurt noch
       keine gravierenden Auswirkungen“.
       
       Doch vor allem Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge hat wahre Horrorszenarien
       entworfen: Die Bundesliga müsse aufpassen, dass die Premier League mit
       ihren finanziellen Möglichkeiten nicht alles leer kaufe. „Die Engländer
       überholen uns gerade links und rechts, was TV-Gelder, Marketing und
       Transferaktivitäten angeht.“ Aber ist die Befürchtung berechtigt? Wenn der
       FC Liverpool für den Hoffenheimer Roberto Firmino sagenhafte 41 Millionen
       Euro oder Leicester City für den Mainzer Shinji Okazaki zehn Millionen
       Ablöse zahlt, kann darin auch eine Chance liegen.
       
       ## Fast 70 Prozent Legionäre
       
       Der Mainzer Manager Christian Heidel behauptet, keine Angst vor England zu
       haben. „Der Plan muss sein, viel Geld aus England nach Deutschland zu holen
       und trotzdem wettbewerbsfähig zu bleiben.“ Zwischen den Polen Rummenigge
       und Heidel verortet sich Seifert: „Beide haben ein bisschen recht.“ Der
       46-Jährige glaubt, dass es selbst für spanische Topklubs schwierig werden
       könnte, den Kader zusammenzuhalten (“Real Madrid schwitzt wegen Ronaldo“),
       zum anderen sei die Premier League mit jetzt schon fast 70 Prozent
       Legionären kein unbegrenztes Sammelbecken.
       
       „Auch die Premier League hat nur drei feste Starter für die Champions
       League.“ Spieler mit sportlichen Ambitionen könnten auch in der Bundesliga
       eine gute Entwicklung nehmen. Seifert: „Und wie hat Jürgen Klopp gesagt:
       Auch hier wird nicht mit Erdnüssen bezahlt.“
       
       14 Aug 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Frank Hellmann
       
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