# taz.de -- Kolumne Pressschlag: Keine andere Wahl
       
       > Schluss und Aus: Nationalspielerin Célia Šašić beendet ihre Karriere im
       > Alter von 27 Jahren. Eben noch war sie WM-Torschützenkönigin geworden.
       
 (IMG) Bild: Trotz verschossenem Elfmeter: Célia Šašić hat eine starke WM gespielt.
       
       Ganz überraschend kam die Meldung in dieser Woche nicht: Célia Šašić,
       aktuelle Champions-League-Siegerin sowie Torschützenkönigin der Bundesliga
       und bei der Weltmeisterschaft, hat ihre Karriere beendet – mit 27 Jahren.
       Sie wolle nun zunächst ihr Studium beenden, sich beruflich orientieren und
       eine Familie gründen, ergo Kinder kriegen.
       
       Jeder männliche Kollege in einer ähnlichen Situation wäre wohl umgehend von
       allen Fußballexperten für verrückt erklärt worden, bei Šašić bleibt die
       große Aufregung aus. Schaut man auf die Rahmenbedingungen des
       Frauenfußballs, ist das auch gar nicht verwunderlich.
       
       Spielerinnen fehlen schlicht die Anreize, ihre Karriere etwa in der Manier
       eines Nicolas Anelka bis zum Letzten auszupressen. Der 36-jährige ehemalige
       Europameister wurde kürzlich als Spielertrainer des FC Mumbai in der
       fußballerisch bedeutungslosen indischen Super League vorgestellt – für
       800.000 Dollar pro Jahr.
       
       Im Frauenfußball gibt es solche Optionen nicht: keine lukrativen
       Rentenverträge in exotischen Ligen, keine Klubeigentümer, die sich für viel
       Geld mit dem Prestige großer Namen schmücken wollen.
       
       Eine Möglichkeit für Šašić wäre gewesen, ähnlich wie ihre
       Nationalmannschaftskolleginnen Nadine Angerer und Anja Mittag, noch einmal
       für einige Jahre Erfahrungen in einer anderen Liga zu sammeln. Dadurch
       hätte sie womöglich noch einmal eine nationale Meisterschaft feiern können,
       die in ihrem mit EM-Titeln und einer Olympiamedaille gut gefüllten
       Trophäenschrank noch fehlte. Šašić hatte jedoch immer betont, dass ihr ein
       Verein, in dem sie sich wohl fühlt, wichtiger ist, als Geld und Renommee.
       Auch deshalb hat sie neun Jahre ihrer Karriere beim sportlich chancenlosen
       ehemaligen Bundesligaverein SC 07 Bad Neuenahr verbracht, ehe sie 2013 nach
       Frankfurt wechselte.
       
       ## Das letzte große Ziel verpasst
       
       Die Erfolgsaussichten in der Nationalmannschaft mögen ihre Entscheidung
       ebenfalls beeinflusst haben. Mit dem Ausscheiden im WM-Halbfinale gegen die
       USA hat Šašić das letzte große Ziel mit dem DFB-Team deutlich verpasst. Die
       Aussichten auf ein erfolgreicheres Abschneiden in vier Jahren sind
       zumindest vage.
       
       Auch die Hoffnungsträgerin der vorherigen WM, Šašić’ ehemalige Mitspielerin
       Fatmire Alushi, legte nach Ablauf der vergangenen Saison eine Pause ein.
       „Es gibt Dinge im Leben, die sind wichtiger als Fußball“, sagte sie und
       wartet auf ihr erstes Kind. Für Topathletinnen, die nicht bis Mitte dreißig
       warten wollen, ist es eben wesentlich schwerer, eine Entscheidung für ein
       Kind mit der Karriere in Einklang zu bringen. als für Männer.
       
       Die deutsche Frauennationalmannschaft jedenfalls trifft Célia Šašić’
       jetziges Karriereende hart. Auch wenn sie sich bei der WM in den
       entscheidenden Spielen ähnlich schwer tat wie ihre Offensivkolleginnen –
       ihre Quote von 63 Toren in 111 Länderspielen spricht für sich.
       Noch-Bundestrainerin Silvia Neid hat wenig Zeit, eine Nachfolgerin
       aufzubauen. Im kommenden Jahr spielen die DFB-Frauen bei den Olympischen
       Spielen in Rio, ein Jahr darauf steht die Europameisterschaft in den
       Niederlanden an.
       
       Vielleicht folgen bis dahin auch noch weitere Spielerinnen Šašićs Beispiel.
       
       17 Jul 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ronny Müller
       
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