# taz.de -- Grünflächen-Chef über Sicherheit: „Ein Zaun ist Segen und Fluch“
       
       > Harald Büttner, Chef des Grünflächenamts Mitte, verteidigt die strengen
       > Sicherheitsvorschriften für Straßenveranstaltungen.
       
 (IMG) Bild: Braucht wegen großen Andrangs angeblich mehr Sicherheit: Umweltfestival der Grünen Liga
       
       taz: Herr Büttner, die Festmeile am Brandenburger Tor ist der Ort für
       Großveranstaltungen. In letzter Zeit gibt es dabei immer wieder Ärger um
       die Auflage, einen Sicherheitszaun aufstellen zu müssen. Ist diese Auflage
       denn neu? 
       
       Harald Büttner: Ja und nein: Dass Großveranstaltungen einen Sicherheitszaun
       brauchen, das ist schon lange so. Nur hängt es eben von der Art der
       Veranstaltung ab, ob so ein Zaun benötigt wird. Insofern ist es für die
       Veranstaltungen, bei denen es jetzt Probleme gab, schon eine neue
       Entwicklung: Das Nisan-Kinderfest und das Umweltfestival sind quasi Opfer
       ihres eigenen Erfolgs geworden – weil sie im letzten Jahr so gut besucht
       waren, brauchen sie in diesem Jahr einen solchen Zaun.
       
       Und warum reicht ein normaler Bauzaun da nicht aus? 
       
       Ganz einfach: Weil so ein Bauzaun mehr Probleme schafft, als er löst. Der
       ist nicht standsicher, das heißt, der kann einfach umgestoßen werden.
       Stellen Sie sich mal vor, da drückt jemand gegen, der Zaun kippt und er
       gleich mit, und dann wird er von der Menge dahinter überrannt. Meist haben
       wir ja nicht das Problem, dass die Leute rauswollen, sondern dass sie
       reinwollen, und dabei gehen die Menschen teilweise unkalkulierbare Risiken
       ein.
       
       Aber wenn es wirklich zu einer Massenpanik kommt, hat da ein umkippbarer
       Zaun nicht auch Vorteile? 
       
       Das haben wir viel diskutiert, ob so ein Zaun ab einem gewissen Druck
       umkippbar sein muss, aber wir sind davon weggekommen. Es ist nämlich so:
       Der Zaun allein nützt Ihnen wenig, Sie brauchen ein Gesamtkonzept.
       Fluchtwege in genau festgelegten Abständen, die gut ausgeschildert und
       beleuchtet sind, geschultes Personal, verständliche Durchsagen: Das ist es,
       was wirklich die Sicherheit erhöht.
       
       Die Gefahr, dass ein fester Zaun die Menschen daran hindert, sich selbst in
       Sicherheit zu bringen, sehen Sie nicht? 
       
       Grundsätzlich ist so ein Zaun immer Segen und Fluch zugleich. Tatsächlich
       darf auf keinen Fall ein Kessel entstehen, deswegen ist es wichtig, dass
       der Zaun in ausreichendem Abstand zu dem Ereignis aufgestellt wird. Ich
       sage auch immer: Es gibt keine Abziehbilder, wir müssen jede Situation neu
       betrachten, wie ein neugeborenes Baby. Wenn du denkst, du weißt sowieso
       schon alles, dann machst du Fehler, und Fehler darf man sich hier auf
       keinen Fall erlauben.
       
       Ein Sicherheitszaun ist teuer, für kleinere Veranstalter sind diese Summen
       kaum zu stemmen. Soll es in Mitte künftig nur noch Veranstaltungen von
       finanzkräftigen Organisationen geben? 
       
       Dieses Problem sehen wir natürlich. Deshalb ist unser Vorschlag, dass das
       Land Berlin in diesem Bereich eine dauerhafte Infrastruktur stellt, die die
       Veranstalter nutzen können.
       
       Sie sprechen von Ihrem Vorhaben, den östlichen Teil des Tiergartens
       dauerhaft einzuzäunen? 
       
       Richtig, wobei es da auch noch um viel mehr geht: Wir wollen nicht nur den
       Zaun, der optisch übrigens ganz devot gestaltet würde. Sondern auch
       Infrastruktur für Strom, Licht, Wasser und Beschallung und zum Beispiel
       eine Verdichtung des Handynetzes: Wenn die Menschen sich gegenseitig nicht
       anrufen können, weil das Netz bei jeder Großveranstaltung überlastet ist,
       kann das zu zusätzlicher Panik führen.
       
       Diesen Vorschlag gibt es schon seit zwei Jahren, der Zaun steht aber noch
       nicht – wo hakt’s? 
       
       Die zuständigen Senatsverwaltungen haben erst sehr lange für die Prüfung
       gebraucht. Anfang des Jahres haben wir dann einen zusammengekürzten
       Vorschlag zurückbekommen, das konnten wir so nicht annehmen. Nun ist es für
       dieses Jahr sowieso zu spät: Die Fristen für die EU-Fördergelder, mit denen
       der Zaun ja zu 90 Prozent finanziert werden könnte, sind schon verstrichen.
       Wir halten aber weiter an dem Vorhaben fest.
       
       Ist es denn wirklich nötig, dass jedes Veranstaltungsgelände in eine
       Hochsicherheitszone umgewandelt wird? 
       
       Wenn mich jemand fragt, was sind deine Standards, dann antworte ich immer:
       die höchsten. Ich kenne in meinem Arbeitsfeld keine schwierigere Aufgabe
       als das Thema Sicherheit bei Großveranstaltungen. Hier am Tiergarten, da
       können wir europaweite Maßstäbe setzen, und das ist schon auch eine
       persönliche Motivation von mir. Ich will etwas schaffen, das absolut sicher
       ist, wo ich meine Familie mit gutem Gewissen auf jede Veranstaltung
       schicken kann, weil ich weiß, das ist wirklich safe.
       
       Harald Büttner, 58, ist seit 2001 Leiter des Straßen- und Grünflächenamts
       im Bezirk Mitte und damit unter anderem für den Tiergarten verantwortlich.
       
       4 Jun 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Malene Gürgen
       
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