# taz.de -- Tour de France: Testosteron fährt mit
       
       > Der Radrennfahrer Patrik Sinkewitz ist positiv auf Testosteron getestet
       > worden, obwohl doch alles wieder gut werden sollte - gerade bei T-Mobile.
       
 (IMG) Bild: Für das Team von T-Mobile läuft es gerade gar nicht rund
       
       MARSEILLE taz Was dem Reformteam T-Mobile unter seinem frischen Führungsduo
       Rolf Aldag und Bob Stapleton am Mittwoch widerfuhr, dürfte selbst dem
       Berufsoptimisten und Teameigner Bob Stapleton ein wenig zu viel des
       Wahrhaftigen gewesen sein. Patrik Sinkewitz, einer der jungen
       T-Mobile-Fahrer, die für eine neue Generation im Radsport und für den
       Neustart bei T-Mobile stehen sollten, wurde bei der A-Probe positiv auf
       Doping getestet. Der Bund Deutscher Radfahrer teilte gestern mit, bei der
       Analyse einer von der Nationalen Anti-Doping-Agentur veranlassten
       Trainingskontrolle am 8. Juni sei bei Sinkewitz ein erhöhter
       Testosteronwert festgestellt worden. Daraufhin kündigten ARD und ZDF an,
       dass es bis zur endgültigen Klärung des Dopingfalles keine
       Liveberichterstattung von der Tour de France geben werde (siehe unten).
       
       Nachdem Stapleton die Nachricht über Sinkewitz erhielt, zog er sich gestern
       Vormittag erst einmal am Start der Mittwochsetappe in Tallard gemeinsam mit
       seinem sportlichen Leiter Rolf Aldag eine halbe Stunde lang in den
       T-Mobile-Camper zurück. Dann sagte er: "Das ist natürlich ein Schock, aber
       es ist auch ein gutes Zeichen für den Radsport. Es zeigt, dass das Netz
       engmaschiger geworden ist, und es zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg
       sind." Selbstverständlich, fügte er an, werde Sinkewitz umgehend bis zur
       Analyse der B-Probe suspendiert.
       
       Die positive Probe von Sinkewitz ist auch ein Indiz dafür, dass selbst im
       Vorzeigeteam T-Mobile der Kampf gegen die alten Gewohnheiten noch lange
       nicht gewonnen ist. Alles, was T-Mobile seit dem vergangenen Jahr
       unternommen hatte und unternimmt - das eindeutige Bekenntnis zu einem
       sauberen Sport, offener Umgang mit dem Thema, die Erstellung von
       Blutprofilen der Fahrer, die in Ergänzung zu den Tests der Verbände
       Blutdoping nachweisen können, scheint nicht auszureichen.
       
       "Wir können viel tun", sagte etwa T-Mobile Sprecher Christian Frommert von
       der Konzernzentrale in Bonn aus. "Aber leider können wir nur sehr schwer
       das Umfeld von Athleten ändern." Wie Drogenabhängige kommen Doper offenbar
       nur sehr schwer von ihrer Gewohnheit los, wenn sie ihren Umgang nicht
       ändern, wollte Frommert im Hinblick auf Sinkewitz sagen, und da ist das
       Team machtlos.
       
       Überhaupt klang die Bewertung Frommerts, der im Gegensatz zum Team-Mann
       Stapleton die Konzernseite vertritt, nicht ganz so positiv wie das, was in
       Tallard zu hören war. "Das war eindeutig ein Tiefschlag für unser
       Programm", sagte Frommert. "Wir können sicher nicht einfach zur
       Tagesordnung übergehen."
       
       Vor dem Tour-Start hatte Frommert eindeutig gesagt, dass ein Dopingfall
       unter den jungen Fahrern, die die saubere Zukunft des Teams verkörpern
       sollen, das weitere Engagement von T-Mobile infrage stellen würde. Dazu
       stand Frommert auch jetzt noch. "Die Sache ist sehr, sehr bitter für uns."
       Eine schnelle Entscheidung werde es zwar nicht geben, aber Frommert ließ
       durchblicken, dass man den Fall in Bonn ausgesprochen ernst nimmt.
       
       Die aktuelle Tour, so Frommert, werde das Team T-Mobile jedoch zu Ende
       fahren. Auch wenn die Nachricht bei den nunmehr nur noch sechs
       verbleibenden Fahrern merklich die Moral dämpft. Linus Gerdemann etwa, der
       Etappensieger und seitdem das junge Symbol für das vermeintlich erneuerte
       Team, war am Morgen in Tallard sichtlich mitgenommen. "Das ist keine gute
       Nachricht für den Radsport, und es macht mich sehr wütend, dass es unsere
       Mannschaft trifft", sagte der 24-Jährige. "Ich hatte gedacht, dass wir
       schon weiter sind."
       
       19 Jul 2007
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sebastian Moll
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Kommentar: Bitte aussteigen!
       
       Schon wieder ein positiver Doping-Test bei der Tour de France. Wer geglaubt
       hat, der Radsport könnte sich selbst reinigen, war naiv.
       
 (DIR) Radsport: Junger Mann der alten Schule
       
       Dass Patrik Sinkewitz gedopt war, überrascht auf einmal niemanden mehr.
       Denn es gab schon früh Zeichen dafür, dass der 26-Jährige seine Karriere
       mit Doping aufpeppt.
       
 (DIR) Tour de France: Liebessturm statt Doping-Rennen
       
       Die öffentlich-rechtlichen TV-Sender ARD und ZDF beenden vorläufig die
       Live-Berichterstattung der Tour de France.