# taz.de -- Kommentar: Doping für die Quote
       
       > Nur ein gänzlicher TV-Ausstieg aus der Tour de France hätte tatsächlich
       > zu Veränderungen führen können.
       
       Natürlich sind sie bei Sat.1 skrupellos. Eben noch hat der von
       Finanzinvestoren übernommene Privatsender angekündigt, sein
       Nachrichtenangebot ordentlich zusammenzustreichen und jeglichen Anspruch
       auf publizistische Relevanz aufzugeben. Nun steigt er in die Übertragung
       der Tour de France ein. Moralisch-ethische Erwägungen in Sachen Radsport
       und Doping interessieren da niemanden. Nur die Quote zählt.
       
       Der ganze Akt findet statt mit freundlicher Billigung von ARD und ZDF, die
       einer Senderrechte-Weitergabe ausdrücklich zugestimmt haben. Man könne "den
       Laden ja nicht komplett zumachen", lautet die öffentlich-rechtliche
       Begründung. Und dies zeigt das ganze Dilemma: Denn ein gänzlicher
       TV-Ausstieg aus der Tour de France hätte tatsächlich zu grundlegenden
       Veränderungen führen können.
       
       In den meisten europäischen Ländern ist die Verwunderung über den
       Tour-Verzicht von ARD und ZDF groß. Dort wird munter weiter übertragen. Und
       selbst in Deutschland wissen die Tour-Gewaltigen, Sponsoren und
       Hintermänner jetzt, dass sich immer noch ein honoriger, wenn vielleicht
       auch nicht mehr ganz so gut honorierender Sender findet. Die Zuschauer
       kümmern derartige Erwägungen ohnehin kaum: Sie wollen die Tour, den
       möglichst schnellen Sport. Dass gedopt wird, war den meisten Fans klar.
       
       ARD und ZDF verabschieden sich mit Entsetzen aus dem Radzirkus und handeln
       gemäß ihrer eigenen, noch rechtzeitig vor der Tour verschärften
       Spielregeln. Aus ihrer Sicht ergibt das Sinn: So distanzieren sie sich -
       wenn auch sehr spät - von der Verbrüderung mit dem Heldenepos Tour de
       France. Allzu lange hatte man Nestbeschmutzer weggeschoben. Die Übertragung
       sollte rein sportlich bleiben, über nicht zu ignorierende Verdachtsfälle
       berichteten ja die Politmagazine.
       
       Dass diese Haltung noch längst nicht aus der öffentlich-rechtlichen
       Senderwelt verschwunden ist, zeigt schon die Tatsache, dass trotz der
       erwartbaren Enthüllungen rund um die Tour nur eine Intendantin von Anfang
       an gegen die Übertragung in ARD und ZDF gewesen ist. Und: Die Übertragung
       anderer Dopingsportarten wird schon gar nicht infrage gestellt.
       
       19 Jul 2007
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Steffen Grimberg
       
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