# taz.de -- Lidl und Basic: Kritik an "feindlicher" Übernahme
       
       > Querelen bei der Basic-Hauptversammlung: Lidl will die Biokette
       > übernehmen - bei Mitarbeiter und Kunden kommen die Pläne des Discounters
       > schlecht an.
       
 (IMG) Bild: Will die Biokette Basic ganz schlucken: der omnipräsente Discounter Lidl
       
       MÜNCHEN taz So etwas hat die Bioszene wohl noch nicht erlebt: Gestern
       versammelten sich in der Münchner Zentrale der Biokette Basic AG die
       zerstrittenen Anteilseigner, um auf ihrer Hauptversammlung über den
       geplanten Einstieg des Großkonzerns Schwarz-Lidl zu entscheiden. Und vor
       der Tür stand eine Handvoll Attac-Aktivisten, die spontan gegen den
       "Ausverkauf" protestieren. Mittendrin: zehn Polizisten.
       
       Der Polizeischutz verwundert nicht, schließlich kennt eine Fraktion der
       bisherigen Basic-Eigner Attac noch nicht einmal. Am Donnerstag musste sich
       Finanzvorstand Johann Priemeier von einem Journalisten erklären lassen, was
       für Ziele die Organisation hat. Mit den Kritikern sprechen oder
       Protestunterschriften annehmen wollte das Management der zweitgrößten
       deutschen Biokette mit 25 Filialen und zuletzt 37 Prozent Umsatzwachstum
       nicht.
       
       Genützt hat die spontane Aktion nichts. Bei der nichtöffentlichen
       Hauptversammlung hat die Schwarz-Lidl-Gruppe ein Übernahmeangebot an alle
       bisherigen Aktionäre unterbreitet. Gesamtwert nach taz-Informationen: rund
       50 Millionen Euro. Wie bereits berichtet, hat der Konzern einschließlich
       einer Wandelanleihe schon 23 Prozent der Basic-Aktien übernommen. Die
       Schweizer ASI-Gruppe hat angekündigt, ihren 16-Prozent-Anteil zu verkaufen.
       Und Finanzvorstand Priemeier, der derzeit rund 26 Prozent der Aktien
       besitzt, hat den Lidl-Deal eingefädelt und will ebenfalls Anteile
       verkaufen. Damit ist klar, das Lidl eine Mehrheit bekommt.
       
       Der schärfste Kritiker der Übernahme, Basic-Mitgründer Richard Müller, will
       seinen 13-Prozent-Anteil als Konsequenz aus dem Lidl-Einstieg verkaufen.
       "Als Minderheit will ich nicht bei Basic drinbleiben, denn da kann ich
       nichts mehr bewirken", sagte Müller der taz. Die Aktionäre haben nun sechs
       Wochen Zeit, zu entscheiden, ob sie das Lidl-Angebot annehmen. Während
       Basic-Mitgründer Georg Schweisfurth seine Mitaktionäre aufrief, sich nicht
       vorschnell für einen Verkauf zu entscheiden, geht Müller davon aus, dass
       auch die anderen Gründungseigentümer aussteigen werden. "In diesem U-Boot
       will niemand bleiben." Zudem werde sich Basic für das geplante starke
       Wachstum stark verschulden müssen, so dass der Wert der Atkien bald sinken
       werde. Mit dem Geld, das er für seine Anteile erhält, will er andere
       Ökoprojekte stärken, etwa die regionale Vermarktung, sagte Müller.
       
       Lidl steht unter anderem wegen schlechter Arbeitsbedingungen seit langem in
       der Kritik. Basic-Finanzvorstand Priemeier kann das nicht nachvollziehen.
       In der Süddeutschen Zeitung erklärte er kürzlich, dass er sich selbst über
       Lidl schlau gemacht habe. In seiner niederbayerischen Heimatstadt Simbach
       habe er sich mit Lidl-Verkäufern unterhalten. Klagen seien da keine
       gekommen. "Ein Freund im Rotary-Club", Chef einer großen Molkerei, habe ihn
       mit den Worten beruhigt, dass Discounter die unkompliziertesten Händler am
       Markt seien. Und Basic-Vorstand Joseph Spanrunft, der den Lidl-Einstieg
       unterstützt, versicherte erneut: "Für die Kunden, Mitarbeiter und
       Lieferanten von Basic ändert sich durch das Engagement nichts."
       
       Die Verbraucher sehen das offenbar anders. Bei der Protestaktion äußerte
       jeder der befragten Kunden scharfe Kritik an der Übernahme. "Entweder Bio
       oder Lidl", sagte etwa eine ältere Dame. "Bio hat doch vor allem etwas mit
       Vertrauen zu tun!" Und auch über Alternativen wurde schon nachgedacht:
       "Gerade in der Stadt gibt es ja auch andere, kleine Bioläden, wo man
       einkaufen kann", meinte etwa eine Mutter mit Kind. Das wird sich auch manch
       ein Basic-Mitarbeiter gedacht haben, der während der Protestaktion zu
       seinem Arbeitsplatz musste. Jedenfalls war mehr als einmal ein unauffällig
       gereckter Daumen und ein beifälliges Lächeln zu sehen, als sich Mitarbeiter
       durch die Demonstranten und Polizisten schoben.
       
       3 Aug 2007
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Max Hägler
       
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