# taz.de -- Linksruck in Südamerika: Ecuador kassiert Erdölmultis ab
       
       > Kurz vor den Verhandlungen über neue Förderverträge attackiert die
       > Regierung von Ecuador die Ölkonzerne: 99 Prozent der außerordentlichen
       > Gewinnspanne soll künftig an den Staat gehen
       
 (IMG) Bild: Macht mit beim Linksruck in Südamerika: Präsident Rafael Correa
       
       PORTO ALEGRE taz Das Timing stimmte. Zwischen seinem klaren Wahlsieg am
       vergangenen Sonntag und den bevorstehenden Verhandlungen über neue
       Förderverträge hat sich Ecuadors Präsident Rafael Correa jetzt die
       Erdölkonzerne vorgeknöpft. Nach einem Dekret vom Donnerstag müssen die
       Unternehmen, darunter Petrobras, Repsol und Agip, künftig erheblich mehr an
       den Staatshaushalt abtreten. Die Differenz zwischen dem vertraglich
       festgelegten Basispreis und dem jeweiligen Weltmarktpreis soll künftig zu
       99 Prozent an den Staat gehen.
       
       "Das Erdöl gehört allen Ecuadorianern", sagte Correa. "Wir setzen einen
       Schlusspunkt unter unsere außerordentlichen Verluste." Das Dekret tritt an
       die Stelle eines Gesetzes vom April 2006, das den Unternehmen und dem Staat
       jeweils 50 Prozent der "außerordentlichen Einnahmen" zugeteilt hatte.
       Jahrelang hätten die Konzerne ihre Gewinne verdrei- oder vervierfacht,
       rechnete der linksnationalistische Ökonom im Präsidentenpalast von Quito
       vor. Während der Basispreis für die meisten Verträge bei 15 bis 18 Dollar
       pro Barrel Rohöl liege, sei der Weltmarktpreis zeitweilig auf über 80
       Dollar geklettert.
       
       Die Ölkonzerne zeigten sich überrumpelt. "Der Staat nimmt jetzt schon 80
       bis 87 Prozent der Gewinne ein", behauptete Verbandssprecher René Ortiz.
       Bleibe es bei der Maßnahme, würden die Privaten ihre Investitionen
       einstellen. Die Regierung schaffe ohne Not ein "angespanntes
       Geschäftsklima".
       
       Energieminister Galo Chiriboga räumte ein, vor den kommenden Verhandlungen
       über andere Fördermodalitäten, die am 15. Oktober beginnen sollen, wolle
       die Regierung Druck machen: "Wenn diese Veränderung unpassend ist, lasst
       uns darüber reden", sagte der Minister.
       
       Mit einer täglichen Fördermenge von gut 500.000 Barrel Rohöl ist Ecuador
       der fünftgrößte Erdölproduzent Südamerikas. Ein Beamter des
       Wirtschaftsministeriums, der ungenannt bleiben möchte, schätzt die
       jährlichen Mehreinnahmen durch das Dekret auf 700 Millionen Dollar. Die
       Öleinnahmen fließen schon jetzt in die Modernisierung der Erdölproduktion,
       aber seit Correas Amtsantritt im Januar auch in nie gekanntem Ausmaß in
       Sozial- und Umweltprogramme.
       
       Die innovativste Klimaidee der Regierung bekam unterdessen vergangene Woche
       in New York den Ritterschlag der Globalen Clinton-Initiative - ein vor
       allem politisch bemerkenswerter Erfolg: Rafael Correa konnte eine Zusage
       über 100.000 Dollar mitnehmen, damit die Ölfelder im amazonischen
       Tambococha-Tiputini-Gebiet nicht erschlossen werden. Für den dadurch zu
       vermeidenden CO2-Ausstoß möchte die Linksregierung zehn Jahre lang jeweils
       350 Millionen Dollar auftreiben - die Hälfte der Erlöse aus der
       Erdölförderung, mit denen Ecuador andernfalls rechnen könnte.
       
       5 Oct 2007
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gerhard Dilger
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Brasilien
       
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