# taz.de -- Ex-T-Mobile-Radteamchef Bob Stapleton: Stallbesitzer ohne Schultergucker
       
       > Der Traum vom "Anti-Doping-Rennstall" ist mit dem Rückzug der Telekom
       > geplatzt. Der Selfmademillionär aus den USA braucht sich aber nun von
       > keinem Sponsor mehr in die Karten schauen lassen.
       
 (IMG) Bild: NIcht mehr als Agent im Dienste von Telekom: Bob Stapleton
       
       Es hat so gut wie nichts geklappt von all dem, was sich Bob Stapleton als
       Chef des Radsportteams T-Mobile vorgenommen hatte. Stolz präsentierte er im
       September 2006 eine neue Team-Philosophie. Der US-Amerikaner wollte auf die
       Beine stellen, was im Radsport undenkbar schien: einen
       Anti-Doping-Rennstall.
       
       Zwei Weggefährten hatte er sich dazu ausersehen. Der Freiburger
       Sportmediziner Lothar Heinrich sollte die Blutwerte der Radler überwachen
       und mahnend den Finger heben, wenn ihm etwas auffiel. Der ehemalige Profi
       Rolf Aldag sollte als sportlicher Leiter die Vorbereitung der Fahrer
       überwachen und bei den Rennen die Taktik vorgeben. Doch bevor die
       Radsportsaison 2007 so richtig begonnen hatte, da hatten beide ihre
       Glaubwürdigkeit verloren. Aldag gestand Epo-Doping in den 90er-Jahren.
       Heinrich war einer jener Ärzte, die nichts dabei fanden, auch einmal selbst
       eine Ampulle Epo zu spritzen. Stapleton hatte keine Lust, sich mit der
       Vergangenheit zu beschäftigen. Er verwies auf sein Team der Gegenwart. "Ich
       will alles wissen", sagte er immer wieder und war sich sicher, dass ihn
       seine Fahrer nicht hintergehen. Denkste. Im Juli wurde Patrik Sinkewitz mit
       Testosteron im Urin erwischt. Teamchef Stapleton blieb ruhig. Es gelang
       ihm, mitten im Skandaltrubel, die Telekom dazu zu bewegen, dem Radsport
       treu zu bleiben. Und doch emanzipierte er sich von den Bonnern. Er
       verpflichtete George Hincapie, einen alten Weggefährten von Lance
       Armstrong, und hätte auch keine Bedenken gehabt, Erik Zabel, den Sprinter
       mit der Epo-Vergangenheit, unter Vertrag zu nehmen. Er arbeitete daran, aus
       seinem Team eine normale Radsport-Equipe zu machen.
       
       Dafür hat er nun freie Hand. Die Telekom kann ihm nicht mehr reinreden.
       "Wir haben genug Geld, das Team für die nächsten zwei Jahre zu unterhalten,
       ohne einen neuen Sponsor zu finden." Woher das Geld kommt, will er nicht
       sagen. Stapleton spricht von "gutwilligen Investoren". Vielleicht ist er
       selbst ja einer dieser Radsport-Gutmenschen. Wohlhabend genug ist er.
       
       Bevor der 49-Jährige in den Radsport wechselte, war er einer der
       Mobilfunkpioniere in den USA. Er gehörte zu den Gründern der Firma
       Voicestream, die 2001 von der Telekom für 35 Milliarden Euro gekauft wurde.
       Von dem Deal hat Stapleton als Mitinhaber kräftig profitiert. Er ist ein
       Quereinsteiger im Radsport. Dem kann er sich jetzt mit Haut und Haar
       widmen, ohne sich von einem Sponsor in die Karten schauen zu lassen. Sein
       neues Team "High Road" soll nichts Besonderes sein, nur ein gewöhnlicher
       Rennstall. Das verheißt nichts Gutes.
       
       28 Nov 2007
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Rüttenauer
       
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