# taz.de -- Rummel-Park will expandieren: Lauter Spaß statt ruhiger Wälder
       
       > Um Platz für neue spektakuläre Fahrgeschäfte zu schaffen, will sich das
       > Phantasialand in Brühl vergrößern - in den Naturpark Rheinland hinein.
       
 (IMG) Bild: Die Fahrgeschäfte sausen, blinken, krachen - und verjagen so Blindschleiche und Eisvogel.
       
       BRÜHL taz Wenn Monika Linzmeier durch den vor ihrer Tür beginnenden
       Naturpark Rheinland streift, sieht sie Haselmäuse, Springfrösche und
       Blindschleichen. Auch der Eisvogel, der Schwarzspecht und verschiedene
       Fledermausarten leben hier. "Das ist ein wichtiges Ökosystem, das hier
       gewachsen ist und sich noch weiter entwickelt", sagt die promovierte
       Diplombiologin. Doch diese Idylle sieht sie jetzt bedroht - durch das
       Phantasialand. Denn Deutschlands bekanntester Freizeitpark will sich
       vergrößern. 30 Hektar Wald sollen weichen. Das will Linzmeier nicht
       hinnehmen.
       
       Gerade erst hat das von dem Schausteller Gottlieb Löffelhardt und dem
       Puppenspieler Richard Schmidt gegründete Phantasialand sein vierzigjähriges
       Jubiläum gefeiert. Der betuliche Märchenwald, mit dem einst alles begann,
       wurde im Herbst abgerissen. Er passte nicht mehr in die Zeit. Die jährlich
       rund 2 Millionen Besucher werden vor allem von immer spektakuläreren
       Fahrangeboten wie der im Mai in Betrieb genommenen "Talocan"-Achterbahn
       angelockt.
       
       Schon seit Jahren bemüht sich der Betreiber des auf einer abgetragenen
       Braunkohlengrube errichteten Freizeitparks, die Schmidt-Löffelhardt GmbH &
       Co. KG, das bislang 28 Hektar große Areal zu erweitern. Doch die Umgebung
       ist dafür nicht gerade ideal: Die Autobahn im Süden sowie die Wohnbebauung
       im Norden und im Osten machen eine Ausdehnung in diese Richtungen nahezu
       unmöglich. Bliebe also nur noch der Ausbau gen Westen. Aber auch der ist
       alles andere als unproblematisch.
       
       Denn das rekultivierte Waldgebiet, das dem Land Nordrhein-Westfalen gehört,
       steht zu einem großen Teil unter Naturschutz. Um hier zu bauen, bedarf es
       einer Regionalplanänderung, die der Regionalrat der Bezirksregierung Köln
       derzeit erörtert. 2008 fällt die Entscheidung.
       
       50.000 Bäume, so haben Naturschützer errechnet, müssten für die Erweiterung
       gefällt werden. "Das geht zu weit", sagt Linzmeier. Dagegen hat sie eine
       Bürgerinitiative gegründet, sammelt Unterschriften und hat auch schon eine
       Protestpetition an den Landtag geschickt. "Viele Brühler sind empört", sagt
       sie. Unterstützt werden sie und ihre Mitstreiter von Naturschutzverbänden
       und auch den Grünen.
       
       "Wir haben nie bestritten, dass es sich um einen erheblichen Eingriff
       handelt", sagt Parkdirektor Ralf-Richard Kenter. Dass 50.000 Bäume
       gefährdet sind, bestreitet er allerdings: "Ich weiß nicht, wer die gezählt
       hat." Tatsächlich gehe es um weniger als die Hälfte. Außerdem würden zum
       Ausgleich andere Flächen im Kreis aufgeforstet. Die Proteste der
       Naturschützer nehme er "sehr ernst". Aber es gehe um den Erhalt der
       Konkurrenzfähigkeit. "Wenn wir eine Möglichkeit hätten, auf die Erweiterung
       zu verzichten, würden wir es tun." Aber so ein Verzicht könne in absehbarer
       Zeit sogar die Schließung des Phantasialands zur Folge haben: "Wir stehen
       mit dem Rücken zur Wand."
       
       Ob der in der Nähe von Freiburg gelegene Europapark oder De Efteling im
       niederländischen Kaatsheuvel: "Der Trend geht in Richtung Kurzurlaubsziel",
       sagt Kenter. Dem müsse auch das Phantasialand folgen. Dafür brauche man
       jedoch zusätzliche Übernachtungsmöglichkeiten. Auch eine Konzerthalle, eine
       Freilichtbühne, ein Aquapark, ein "House of Action" sowie eine "Arena of
       Sports" sind geplant. Und der Park soll nicht mehr nur neun Monate, sondern
       ganzjährig geöffnet sein. Rechnen würde sich das Konzept ab einer
       jährlichen Besucherzahl von 2,6 Millionen. Derzeit erreicht der Park bei
       1,65 Millionen den Break-even-point.
       
       Monika Linzmeier befürchtet mehr Lärm und mehr Müll. Der Park sei schon
       groß genug: "Es macht doch gerade den besonderen Charme des Phantasialands
       aus, dass sich hier alles auf engem Raum befindet." Sie selbst ist diesem
       Charme schon lange nicht mehr erlegen. Als kleines Mädchen sei sie zuletzt
       dort gewesen, vor 30 Jahren. "Es reizt mich einfach nicht", sagt die
       43-Jährige. Außerdem habe Brühl noch andere Attraktionen zu bieten. "Das
       2005 eröffnete Max Ernst Museum zum Beispiel."
       
       27 Dec 2007
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Pascal Beucker
 (DIR) Pascal Beucker
       
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