# taz.de -- Unionspolitikerin zur Jugendgewalt-Debatte: "Wählt CDU trotz Koch!"
       
       > Das Problem Jugendgewalt zu ethnisieren hilft nicht weiter, sagt die
       > CDU-Politikerin Emine Demirbüken-Wegner.
       
 (IMG) Bild: Denkt nicht daran, bei der CDU das Handtuch zu werfen: Demirbüken-Wegner.
       
       taz: Frau Demirbüken-Wegner, haben Sie in den letzten Tagen darüber
       nachgedacht, Ihre Partei nach mehr zehn Jahren zu verlassen? 
       
       Emine Demirbüken-Wegner: Nein. Und das werde ich auch nicht. Man kann als
       Politikerin nicht immer sofort das Handtuch werfen, wenn einem etwas nicht
       passt. Und Sie finden keinen Politiker, der immer in allen Fragen zu
       hundert Prozent mit seiner Partei übereinstimmt.
       
       Sie stimmen nicht mit ihrem Parteifreund Roland Koch überein, der meint,
       dass wir zu "viele kriminelle Ausländer" haben, die schnell abgeschoben
       werden müssen? 
       
       Ich stimme insoweit mit ihm überein, als dass wir tatsächlich ein Problem
       mit Jugendgewalt haben. Aber die meisten dieser Jugendlichen, die Herr Koch
       vielleicht abschieben will, sind Einwanderer der dritten oder vierten
       Genration. Sie sind in Deutschland geboren und aufgewachsen. Darum brauchen
       wir Lösungen, die sich auf dieses Land beziehen.
       
       Hätte Koch das Thema Jugendgewalt im Wahlkampf aufgegriffen, wenn die Täter
       in der Münchner U-Bahn deutscher Herkunft gewesen wären? 
       
       Das Thema Jugendgewalt und -kriminalität steht schon lange auf unserer
       Agenda, gerade auch bei uns in Berlin. Dass es nun diese Wendung bekommen
       hat, ist sehr misslich. Denn eine Ethnisierung des Problems hilft uns nicht
       weiter.
       
       Warum führen CDU-Politiker im Zweifelsfall stets einen Wahlkampf gegen
       Ausländer, anstatt zu versuchen, um die Stimmen der eingebürgerten
       Einwanderer zu werben? 
       
       Dem Thema Einwanderung und Integration hat sich die CDU sicher erst spät
       zugewandt. Aber dafür haben wir in den letzten zehn Jahren eine rasante
       Entwicklung durchgemacht, für die die SPD vierzig Jahre gebraucht hat.
       
       Was sagen Sie einem Frankfurter Türken oder einer Kasseler Türkin, warum
       sie ausgerechnet CDU wählen sollen? 
       
       Weil die CDU in Hamburg oder in Niedersachsen eine vorzügliche
       Integrationspolitik leistet und weil sie für Menschen mit konservativen
       Werten die beste Partei ist - egal, welche Herkunft sie haben.
       
       Sie würden also sagen: Wählt trotz Koch CDU? 
       
       Genauso. Wie ja auch SPD-Politiker sagen: Wählt uns trotz Otto Schily!
       
       11 Jan 2008
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Deniz Yücel
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Resozialisierung von Straftätern: Vorbeugen ist besser als Strafen
       
       Ein Resozialisierungsverein arbeitet erfolgreich mit rechtsextremen und
       islamistischen Gewalttätern. Jetzt steht er vor dem Aus – das Geld fehlt.
       
 (DIR) Debatte um schärferes Jugendstrafrecht: Koch droht bösen Kindern mit Knast
       
       Weil Hessens Ministerpräsident Koch auch Kinder mit Jugendarrest belegen
       will, attackiert ihn die SPD scharf. Auch die Kanzlerin bekommt ihr Fett
       weg.
       
 (DIR) Härtere Strafen und "Warnschussarrest": Innenminister der Union folgen Koch
       
       Ausländische Delinquenten sollen leichter abgeschoben werden können, junge
       Straftäter nach Erwachsenenrecht verurteilt werden - darauf einigen sich
       die Landesinnenminister der Union.