# taz.de -- Hintergrund Hamburg-Wahl: Jamaika ist sehr weit weg
       
       > Auch wenn es zu Schwarz-Grün in Hamburg kommt - in Hessen ist das
       > unwahrscheinlich. Setzt die SPD auf die Linke muss sie mit Abweichlern in
       > den eigenen Reihen rechnen
       
 (IMG) Bild: Mit ihm können die Grünen in Hessen nur bei Strafe des Untergangs koalieren.
       
       WIESBADEN taz Was die Hamburger Wahl für die Regierungsbildung in Hessen
       bedeutet? Erst einmal nichts. Nur so viel: Jetzt kann keiner der
       Beteiligten mehr sagen, man müsse erst einmal die Hamburgwahl abwarten.
       
       Im Gegensatz zu Hamburg haben etwa die Grünen in Hessen weiter nur eine
       echte Alternative zu einer wie auch immer gearteten rot-rot-grünen
       Zusammenarbeit: den Gang in die Opposition. Denn mit Roland Koch (CDU)
       können die Grünen nur bei Strafe des Untergangs koalieren. Schließlich hat
       die Partei bei der Hessenwahl im bereits schwarz-grün regierten Frankfurt
       mehr als ein Viertel ihrer Stammwähler verloren. Egal ob mit oder ohne Koch
       als Regierungschef: Mit der Union geht für die Grünen in Hessen weiter
       nichts. nix Jamaika also, auch wenn die FDP jetzt plötzlich von dieser
       schwarz-gelb-grünen Koalition träumt. Weil die FDP die richtige
       Ampelkoalition rot-grün-gelb partout nicht will, bleibt für die Grünen nur
       die Opposition.
       
       Die SPD in Hessen hielt am Sonntag an der Ampelkoalition fest: "Die
       inhaltlichen Schnittmengen zwischen SPD, Grünen und FDP sind über alle
       Politikfelder hinweg groß", sagte Fraktionssprecher Frank Steibli. Und dass
       Andrea Ypsilanti schon in dieser Woche erneut auf FDP und Grüne zugehen
       werde, um "die Hand zur Regierungsbildung zu reichen". Hinweise auf eine
       Liaison mit der Linkspartei oder auf die Möglichkeit einer
       Minderheitsregierung mit den Grünen ganz ohne Absprachen mit der Linken
       bezeichnete Steibli als "momentan nicht sehr hilfreich".
       
       Dass FDP-Chef Jörg-Uwe Hahn nahezu täglich erklärt, dass es die von
       Ypsilanti so flehentlich ersehnte Ampelkoalition nicht geben werde, scheint
       die Genossen nicht zu stören. Sie bleiben auf die FDP fixiert, denn der Weg
       in die große Koalition als Ausweg aus der Misere ist längst verbaut.
       
       Koch reklamiert das Ministerpräsidentenamt für sich, weil die Union
       stärkste Partei geblieben ist. Ypsilanti erkennt genau das nicht an. Bleibt
       die Linke als rein rechnerischer Partner von SPD und Grünen. Ypsilanti
       lehnte dies offen immer ab. Vielleicht nicht unbedingt wegen der sechs
       Abgeordneten der Linken im Parlament, die bereits angekündigt haben, sie
       bei entsprechenden inhaltlichen Signalen auf alle Fälle mitwählen zu
       wollen. Eher wegen mutmaßlich unsicherer Kantonisten in den eigenen Reihen.
       Er kenne wenigstens drei Abgeordnete der SPD, die dann in geheimer Wahl
       gegen Ypsilanti stimmen würden, falls es die Partei- und
       Fraktionsvorsitzende wagen sollte, bei der Wahl am 5. April die Stimmen der
       Linken einzukalkulieren, sagte ein linker Sozialdemokrat aus Nordhessen der
       taz.
       
       Das Risiko für Ypsilanti ist also groß; egal ob sie nun Absprachen mit der
       Linken trifft oder einfach nur in der Hoffnung antritt, von der Linken
       schon mit gewählt zu werden. Scheitert sie, ist sie politisch verbrannt.
       Und Koch bleibt geschäftsführend im Amt.
       
       KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT
       
       25 Feb 2008
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Klaus-Peter Klingelschmitt
       
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