# taz.de -- Papst über pädophile Priester: "Eine schwere moralische Verfehlung"
       
       > Der Papst gesteht Fehler bei der Aufarbeitung des US-Pädophilieskandals
       > ein. Präsident Bush mahnte er zu mehr Diplomatie bei der Lösung
       > internationaler Konflikte.
       
 (IMG) Bild: George W. und Benedikt haben auch schon gemeinsam gebetet. 1979 war zuletzt ein Papst im weißen Haus.
       
       WASHINGTON rtr/dpa/afp/taz Papst Benedikt XVI. hat bei seinem USA-Besuch
       Fehler der katholischen Kirche im Umgang mit pädophilen Priestern
       eingeräumt. Die Kirche vor Ort habe zum Teil "sehr schlecht" auf den
       Kindesmissbrauch-Skandal reagiert, kritisierte der Papst in einer an
       US-Bischöfe gerichteten Predigt in Washington. "Es ist von Gott gegebene
       Verantwortung, die Wunden, die durch den Vertrauensmissbrauch verursacht
       worden sind, zu verbinden und die Heilung zu fördern."
       
       Mit seinen Äußerungen zum Pädophilieskandal überraschte der Papst seine
       Kritiker. Im Vorfeld der USA-Reise war Benedikt XVI. vorgeworfen worden, er
       wolle sich um das heikelste Thema seiner Reise drücken. Der Skandal sei
       eine tiefe Wunde für die Kirche, sagte er bei einer Pressekonferenz. Er
       empfinde tiefe Scham, pädophil Veranlagte könnten nicht Priester sein und
       müssten ihres Amtes enthoben werden. Der Missbrauch stelle eine schwere
       moralische Verfehlung dar, sagte der aus Bayern stammende Benedikt.
       
       Die US-Bischöfe rief das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche auf, den
       Versöhnungsprozess zu begleiten und mit Sorge aufzuklären, wie viele
       Menschen geschädigt wurden. Es sei die "gottgegebene Verantwortung" der
       Bischöfe, gegen jene vorzugehen, die sich so schwerer Vergehen schuldig
       machten, betonte der Papst. Die katholische Kirche wurde massiv für Fälle
       kritisiert, in denen pädophile Priester lediglich strafversetzt wurden,
       statt sie ihrer Ämter zu entheben und die Angelegenheit den
       Strafverfolgungsbehörden zu übergeben.
       
       Vor seiner Predigt an die Bischöfe war der Papst im Weißen Haus empfangen
       worden. Dort hat er US-Präsident George W. Bush zu friedlichen
       Konfliktlösungen in der Welt gemahnt. Ohne den Irak , Darfur oder den Nahen
       Osten beim Namen zu nennen, rief er Bush im Weißen Haus auf, "die
       geduldigen Bemühungen der internationalen Diplomatie zur Lösung von
       Konflikten und zur Förderung von Fortschritt zu unterstützen".
       
       Ausdrücklich hob der Papst dabei die friedensstiftende Rolle der Vereinten
       Nationen hervor, denen er auf seiner Reise noch einen Besuch abstatten
       will. Die UNO müsse zu einer "noch wirksameren Stimme für die legitimen
       Hoffnungen der Welt" gemacht werden. "Globale Solidarität ist so dringlich
       wie immer, wenn Menschen auf würdige Weise leben sollen." Bush würdigte
       seinen Gast als wichtigen Fürsprecher für Werte und Moral: "In einer Welt,
       in der viele den Wert des Lebens missachten, benötigen wir Ihre Botschaft,
       dass jedes Leben heilig ist."
       
       In einem anschließenden vertraulichem Gespräch im Oval Office ging es dann
       auch konkret um das Thema Irak. Beide Männer äußerten ihre "Sorge über die
       Situation im Irak, insbesondere über die heikle Lage der christlichen
       Gemeinden", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung des Weißen Hauses und
       des Vatikans. Ob strittige Themen wie die harte Verhörpraxis von
       Terrorverdächtigen oder die Todesstrafe angesprochen wurden, blieb unklar.
       Ausgerechnet am Tag des Papstbesuches hatte das höchste US-Gericht die
       Giftspritze bei Hinrichtungen für zulässig erklärt.
       
       17 Apr 2008
       
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