# taz.de -- Grüner Ex-Leiter in U-Haft in NRW: Korruptionsskandal in Ministerium
       
       > In Nordrhein-Westfalen sitzt ein grüner Ex-Abteilungsleiter des
       > Umweltministeriums in Haft. Ihm werden Betrug, Untreue und Korruption
       > vorgeworfen.
       
 (IMG) Bild: Ein Großteil der Gelder soll an ein Institut der Technischen Hochschule Aachen gegangen sein.
       
       Die Staatsanwaltschaft Wuppertal rückte mit 270 Beamten aus. Die Ermittler
       ließen bei 13 Tatverdächtigen bundesweit Wohn-, Instituts- und
       Geschäftsräume durchsuchen. Als einziger Beschuldigter sitzt der Grüne
       Harald Friedrich, unter Rot-Grün Abteilungsleiter im
       nordrhein-westfälischen Umweltministerium, seit Ende Mai in
       Untersuchungshaft. Betrug, Untreue, Korruption: Das sind die Vorwürfe der
       Staatsanwälte gegen den 55-jährigen Experten für Abfall- und
       Wasserwirtschaft - der Schaden liege bei rund 4,5 Millionen Euro.
       
       Zwar habe sich Friedrich nicht persönlich bereichert. Dennoch wird er noch
       Wochen im Gefängnis bleiben: Ein Haftprüfungstermin sei erst "für die
       kommenden Wochen vorgesehen", sagte der zuständige Wuppertaler Staatsanwalt
       Ralf Meyer der taz. Unter Druck gerät damit auch die ehemalige grüne
       NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn. Friedrich war ein enger Mitarbeiter der
       jetzigen Vizevorsitzenden der Bundestagsfraktion.
       
       Unter Höhns Leitung habe es im Umweltministerium keine zentrale
       Vergabestelle für Aufträge gegeben, lautet der Vorwurf des heutigen
       Umwelt-Staatssekretärs Alexander Schink (CDU). Nur deshalb hätte Friedrich
       zwischen 2002 und 2005 etwa 60 Millionen Euro Forschungsmittel ohne
       Kontrolle immer wieder an die gleichen Hochschuleinrichtungen und
       Ingenieurbüros vergeben können. Ein Großteil der Gelder ging dabei offenbar
       an das Institut für Wassersiedlungswirtschaft der Technischen Hochschule
       Aachen - der ehemalige Institutsleiter Max Dohmann ist einer der
       mittlerweile 15 Beschuldigten.
       
       Doch Höhn wehrt sich. Nach Hinweisen des Landesrechnungshofs habe sie noch
       in ihrer Amtszeit die Grundlagen für eine zentrale Vergabe gelegt, so die
       Bundestagsabgeordnete zur taz. Ihr Nachfolger, der CDUler Eckhard
       Uhlenberg, habe auf ihre Vorarbeit zurückgreifen können. Im ebenfalls
       CDU-geführten NRW-Wirtschaftsministerium dagegen gebe es bis heute keine
       zentral kontrollierte Vergabe von Aufträgen.
       
       Politisch motiviert sei die Verhaftung des Höhn-Vertrauten, ist auch auf
       den Fluren des Düsseldorfer Landtags zu hören. Der promovierte Biochemiker
       gilt als exzellenter Experte, der den Grünen sein Fachwissen immer wieder
       zur Verfügung stellte - zuletzt im Skandal um die Belastung des
       Trinkwassers aus der Ruhr mit krebserregenden Perfluorierten Tensiden
       (PFT). "Harald Friedrich hat bei dem PFT-Skandal mit großer Akribie
       recherchiert und Minister Uhlenberg damit in Bedrängnis gebracht", sagt
       auch Bärbel Höhn.
       
       Uhlenberg dürfte Friedrich deshalb für illoyal halten. Erste
       Korruptionsvorwürfe gegen den Grünen waren bereits 2006 aufgetaucht - nach
       einem Amerika-Urlaub durfte Friedrich sein Büro im Ministerium nicht mehr
       betreten, bekam stattdessen vom Pförtner eine fristlose Kündigung
       ausgehändigt. Die zog das Ministerium im Oktober 2006 aber überraschend
       zurück, einigte sich mit dem Ex-Abteilungsleiter auf eine Abfindung in Höhe
       von 75.000. Für die Inhaftierung Friedrichs sorgte dessen ehemaliger
       Arbeitgeber dann später: "Wir ermitteln aufgrund einer Anzeige des
       Umweltministeriums", bestätigt Staatsanwalt Meyer.
       
       Der Fall Friedrich verdränge inzwischen den eigentlichen Skandal um die
       PFT-Verseuchung, warnen Umweltschützer. "Die Ruhr ist nach wie vor mit viel
       zu vielen PFT belastet", sagt etwa Dirk Jansen vom Bund für Umwelt und
       Naturschutz.
       
       10 Jun 2008
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Wyputta
       
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