# taz.de -- Grüner mit Direktmandat macht weiter: Christian Ströbele will Rente erst mit 74
       
       > Der einzige Grüne mit Direktmandat will 2009 seinen Wahlkreis ein drittes
       > Mal erobern, die Bundeswehr aus Afghanistan abziehen - und rot-rot-grüne
       > Regierungen schmieden.
       
 (IMG) Bild: Ströbele will sich weiter politisch einsetzen und macht weiter.
       
       BERLIN taz Hans-Christian Ströbele macht weiter. Der einzige grüne
       Abgeordnete, der je - 2002 und 2005 - als Direktkandidat einen Sitz im
       Bundestag gewonnen hat, tritt noch einmal an. Zur Bundestagswahl 2009 will
       Ströbele seinen Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg in Berlin verteidigen.
       Zur taz sagte er am Dienstag: "Ich will mich weiter politisch einmischen.
       Das kann ich am besten als Abgeordneter mit direktem Mandat dieses
       Wahlkreises."
       
       Zwei Punkte seien ihm wichtig. Erstens "will ich für den Abzug der
       deutschen Soldaten aus Afghanistan und für die Beendigung dieses Krieges
       streiten". Nicht nur bei den Grünen, auch bei den anderen Parteien wolle er
       darum werben, dass es ein "Weiter so" nach der Abstimmung über das
       Afghanistanmandat im Oktober nicht geben dürfe.
       
       Zweitens "will ich daran mitwirken, dass aus linken Wahlmehrheiten auch
       linke Regierungen werden", sagte Ströbele. Im Bund werde es 2009 zwar eher
       keine rot-rot-grüne Koalition geben. "Doch wird sich die Linkspartei
       schnell entwickeln. Auch die PDS muss, wenn sich die Frage stellt, ihren
       Wählern erklären, wie sie ihre Machtmöglichkeiten nutzen will."
       
       Sein Alter, befand der 69-Jährige, dürfe keine Rolle spielen. "Jugend ist
       keine Garantie für gute Politik - hohes Alter bedeutet keine niedere
       Qualität." Wochenlang hatte der prominente linksgrüne Rechtsanwalt eher so
       geklungen, als habe er nun wirklich genug. Ströbele-Vertraute sagten zwar
       trocken: "Der Mann ist ein Politik-Junkie. Der kann gar nicht aufhören."
       Doch im Wahlkreis baute sich mit Özcan Mutlu bereits ein möglicher
       Nachfolger auf - der zum Entsetzen des Ströbele-Fanclubs zum Realo-Flügel
       zählt.
       
       Auch die SPD in Berlin wartete gespannt, ob Ströbele sich zurückziehen
       würde - was die Chancen eines SPD-Kandidaten, zum Beispiel des linken
       Aufsteigers Björn Böhning, stark verbessert hätte. 2005 hatte Ströbele 43,2
       Prozent der Erststimmen geholt, der damalige SPD-Kandidat Ahmet Iyidirli
       folgte mit 20,8 Prozent.
       
       Er habe in den vergangenen Tagen viele Gespräche vor allem mit Leuten von
       seiner Basis geführt, erklärte Ströbele am Donnerstag. Die
       Bundestagsfraktion habe bei seiner Entscheidungsfindung dagegen "gar keine
       Rolle" gespielt.
       
       Dies entspricht seinem Auftritt in den vergangenen Jahren. Einsam saß
       Ströbele, immerhin Vizefraktionsvorsitzender, meist mit rotem Schal im
       Bundestag und betrachtete unter den bedenklich ins Sichtfeld wuchernden
       Augenbrauen seine in alle Richtungen plaudernde Fraktion. Der unter
       demokratischen Gesichtspunkten erfolgreichste Grüne war offensichtlich auch
       der isolierteste. Fest ins linke Lager eingebettet, war er doch längst kein
       Netzwerker mehr.
       
       Ströbeles Integrität und Kompetenz in juristischen und Geheimdienstfragen
       werden jedoch bis heute nicht angefochten. So folgte ihm die Fraktion auch,
       als er Anfang 2006 trotz aller Wutausbrüche Joschka Fischers einen
       Untersuchungsausschuss zur BND-Affäre forderte. Der Ausschuss macht derzeit
       wieder Schlagzeilen, die für die ehemalige rot-grüne Regierung nicht gut
       aussehen: Hatte sie sich mit dem Einsatz des BND in Bagdad nicht eben doch
       am Irakkrieg beteiligt? War das Nein zum Krieg also unecht?
       
       Zwar berichtet auch der politische Gegner atemlos von Ströbeles Fähigkeit,
       Aktenberge über Nacht quasi zu inhalieren. Doch scheint Ströbele immerhin
       dazu nun nicht mehr die größte Lust zu haben. Er hätte nicht geahnt, wie
       langwierig die Ausschussarbeit würde, behauptet er. Ob der Abzug der
       Bundeswehr aus Afghanistan ein leichteres Spiel wird, bleibt dahingestellt.
       
       24 Sep 2008
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ulrike Winkelmann
 (DIR) Ulrike Winkelmann
       
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 (DIR) Schwerpunkt Christian Ströbele 
       
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