# taz.de -- Kommentar EU-Krisengipfel: Europa braucht mehr Steuerung
> In Paris haben Europas Regierungschefs darüber diskutiert, ob sie nach
> US-Vorbild Gewinne nationalisieren und Verluste europäisieren sollen. Das
> wäre derzeit nicht sinnvoll.
(IMG) Bild: Freundlicher Empfang trotz Meinungsverschiedenheiten: Merkel und Sarkozy.
Schlechte Ideen werden nicht dadurch besser, dass man sie europaweit
umsetzt. Ein staatlicher Plan zur Rettung von Banken, wie er in den USA nun
beschlossen wurde, privatisiert die Gewinne und sozialisiert die Verluste.
Hätten sich die vier großen europäischen Industrienationen bei ihrem Gipfel
in Paris auf einen europäischen Fonds nach amerikanischem Muster
verständigt, würden Gewinne nationalisiert - und Verluste europäisiert.
Sinnvoll wäre ein solches Instrument nur unter drei Bedingungen: Die
europäische Finanzaufsicht müsste endlich zu einem wirksamen Instrument der
Kontrolle ausgebaut werden, das die schwarzen Schafe rechtzeitig erkennt
und öffentlich macht. Außerdem müssten die Einlagen von den Banken selbst
geleistet werden. Vor allem aber bräuchte die Eurozone eine gut
abgestimmte, gemeinsame Wirtschaftsregierung, die weit über die zaghaften
Ansätze im Lissabon-Vertrag hinausgeht. Sie könnte Alleingänge verhindern -
so wie jetzt die Garantieerklärung der irischen Regierung für die
Spareinlagen ihrer größten Institute.
Die EU-Kommission wird von den Teilnehmern des Vierergipfels aufgefordert,
zu überprüfen, ob die irische Aktion eine unzulässige Beihilfe darstellt.
Das tut sie ganz gewiss, wenn Brüssel daran die gleichen Maßstäbe anlegt
wie bei der WestLB. Doch die Höhe dieser Beihilfe ist angesichts der
komplizierten Risikolage kaum zu berechnen. Und bis die langwierige
Beihilfeprüfung abgeschlossen ist, hat der Staubsaugereffekt, der
britisches Geld nun ins sicherere irische Umfeld zieht, seine Wirkung
längst getan.
Man mag argumentieren, dass eine Wirtschaftsregierung für die Eurozone die
Probleme der Briten nicht lösen könnte, da Großbritannien den Euro gar
nicht eingeführt hat. Das stimmt natürlich. Doch sie würde zusätzliche
Stabilität für diejenigen Länder bringen, die ihr Vertrauen in ebendiese
Einheitswährung gesetzt haben. Das würde die Attraktivität des Euro weiter
erhöhen - wahrscheinlich auch unter britischen Wählern. Denn der Glanz der
EU als erfolgreiches Friedensprojekt mag nach 50 Jahren etwas verblasst
sein. Eine krisenfeste Währung hingegen garantiert in diesen Zeiten ein
gutes Image.
6 Oct 2008
## AUTOREN
(DIR) Daniela Weingärtner
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