# taz.de -- Von Moskau schwer zu kontrollieren: Freiheitsliebende und begnadete Krieger
       
       > Ihr Kampfeinsatz war legendär, und sie spielten eine unrühmliche Rolle
       > bei der Expansion des russischen Imperiums
       
 (IMG) Bild: Vasiliy Surikov, Yermaks Eroberung von Sibirien, 6 Meter breites Gemälde von 1895
       
       Die Kosaken, deren Name aus dem Türkischen stammt und so viel wie "freie
       Menschen" oder "Abenteurer" bedeutet, siedeln sich im 16. Jahrhundert am
       unteren Lauf des Don an, um sich dem Zugriff der russischen Staatsmacht zu
       entziehen. Als Grenzwachen, Verteidiger von Städten und Handelsposten gegen
       Überfälle von Tataren, werden sie ab der zweiten Hälfte des 16.
       Jahrhunderts zu einer wichtigen Kraft in der Region am Don. Zwar sind sie
       militärisch und wirtschaftlich durchaus von Moskau abhängig, bleiben aber
       trotzdem weiterhin politisch autonom.
       
       In der Folgezeit spielen die Kosaken eine bedeutende, mitunter unrühmliche
       Rolle bei der Expansion des russischen Imperiums, in zahlreichen russischen
       Kriegen sowie bei Pogromen gegen Juden und der gewaltsamen Niederschlagung
       von Aufständen. Moskau versucht die freiheitsliebenden und begnadeten
       Reiter unter Kontrolle zu bekommen.
       
       So werden ab Mitte des 18. Jahrhunderts die bis dahin von ihren Heeren
       gewählten Kommandeure, die Atamane - bei den Kosaken der höchste
       militärische Rang - von der russischen Regierung ernannt. Zudem werden die
       Kosakenverbände ins russische Militär integriert und dessen Angehörigen im
       Rang gleichgestellt. Darüber hinaus erhalten die Kosaken besondere
       Privilegien, wie beispielsweise die Befreiung von Steuern. 1802 stellen die
       Kosaken acht Kavallerie-Regimenter.
       
       Auch Napoleon I., 1812 bei seinem Russlandfeldzug vernichtend geschlagen,
       zeigt sich von der Kampfesstärke der Einheiten zu Pferde beeindruckt. "Die
       Kosaken sind die besten leicht bewaffneten Truppen, die existieren. Wenn
       ich sie in meine Armee aufnähme, würde ich mit ihnen durch die ganze Welt
       ziehen", soll er gesagt haben. Am Ersten Weltkrieg, 1914-1918, nehmen die
       Kosaken mit 57 Kavallerie-Regimentern, das heißt, mit rund 100.000 Reitern
       teil. Während des Russischen Bürgerkrieges, 1917/18-1920, der auf die
       Oktoberrevolution folgt, kämpft ein Teil der Kosaken aufseiten der
       antibolschewistischen "Weißen Armee".
       
       Von 1,5 Millionen Donkosaken fallen der anschließenden Politik der
       sogenannten Entkosakisierung (Raskazachivanje) nach Schätzungen von
       Historikern zwischen 300.000 und 500.000 Menschen zum Opfer. Die
       angestammten Gebiete der Kosaken - nach mehreren Aufstandsversuchen ab 1920
       wieder fest in der Hand der Sowjetmacht - verlieren ihre
       Verwaltungsautonomie und werden mit Menschen aus anderen Teilen der
       Sowjetunion besiedelt.
       
       Die Hungerkatastrophe im Zuge der Zwangskollektivierung der Landwirtschaft,
       1932-1934, fordert auch unter den Kosaken zahlreiche Menschenleben. 1936
       werden die Kosaken-Einheiten wieder in die Rote Armee integriert.
       
       Im Zweiten Weltkrieg greifen einige Verbände der Kosaken als 15.
       SS-Kosaken-Kavallerie-Korps an der Seite der Nazitruppen in das Geschehen
       ein. Diese, rund 40.000 bis 50.000 Personen, ergeben sich nach der
       deutschen Niederlage den Briten, werden aber an die Sowjetunion
       ausgeliefert. Die Politik der Perestroika unter Michail Gorbatschow ab 1985
       nährt bei den Kosaken neue Hoffnungen auf ein Wiederaufleben ihrer
       nationalen Traditionen. Ein Gesetz von 1988 ermöglicht die
       Wiederherstellung früherer Heere sowie die Bildung neuer Einheiten. In den
       folgenden Jahren sind Kosaken-Verbände gemeinsam mit russischen Truppen an
       bewaffneten Auseinandersetzungen in Konfliktregionen auf dem Gebiet der
       ehemaligen Sowjetunion beteiligt - so in Transnistrien, Abchasien,
       Südossetien und Tschetschenien.
       
       2005 verabschiedet das russische Parlament auf Initiative des damaligen
       Präsidenten Wladimir Putin ein Gesetz über "den Staatsdienst der russischen
       Kosaken". Darin werden die Kosaken nicht nur als eigene ethnokulturelle
       Einheit, sondern darüber hinaus auch als starker Militärverband offiziell
       anerkannt.
       
       17 Oct 2008
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Barbara Oertel
       
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 (DIR) Reiseland Russland
       
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