# taz.de -- Wendland in Protestlaune: Der Atommüllzug rollt an
       
       > Am Freitagabend verlässt der elfte Atommüll-Transport die WAA La Hague in
       > Richtung Gorleben. Im Wendland wird mit breiterem Protest gerechnet als
       > im letzten Jahr - dank "Asse" und Laufzeitendebatte.
       
 (IMG) Bild: Hier wird schon mal geprobt: Die Kleinsten dürfen den Castor spielen.
       
       GORLEBEN/LA HAGUE/HANNOVER dpa/afp Der elfte Atommüll-Transport nach
       Gorleben startet am Freitag abend im französischen Valogne nahe der
       Wiederaufbereitungsanlage La Hague. Und der Protest dagegen soll breiter
       und vor allem öffentlichkeitswirksamer sein als in den Vorjahren. Es sind
       die geänderten Rahmenbedingungen, die den diversen Bürgerinitiativen im
       Landkreis Lüchow-Dannenberg Mut machen: Die Diskussion um längere
       Laufzeiten für die Atomkraftwerke mobilisiert die eigene Klientel ebenso
       wie die schlagzeilenträchtige Pannenserie im Versuchsendlager Asse bei
       Wolfenbüttel.
       
       Dass der Protest gegen ein Endlager Gorleben im dortigen Salzstock wieder
       "in" ist zeigt sich auch daran, dass sich die kompletten Fraktionen der
       Grünen und der Linkspartei im niedersächsischen Landtag sowie grüne
       Bundesprominenz angekündigt haben - darunter die Europaabgeordnete Rebecca
       Harms und die Bundestagsabgeordnete Bärbel Höhn. Auch die IG Metall
       moblisiert landesweit für den Protest.
       
       Ab dem Grenzübertritt von Frankreich nach Deutschland werden die Gleise,
       auf denen der Atomtransport rollt, von mehr als 16.000 Beamten der
       Länderpolizeien und der Bundespolizei geschützt. Dies gilt am stärksten für
       die letzten Schienenkilometer zwischen Lüneburg und Dannenberg, die
       vermutlich am Sonntagabend zurückgelegt werden, und dann für knapp 20
       Straßenkilometer am Montag bis ins Zwischenlager.
       
       Elf statt der sonst üblichen zwölf Transportbehälter werden diesmal im
       Wendland erwartet. Genau betrachtet ist es auch kein Castor-Transport, weil
       dieses Mal wegen der stärkeren radioaktiven Strahlung der Fracht kein
       deutscher Castor, sondern ein französische Behälter vom Typ TN 85 genutzt
       wird. Ein neuer deutscher Behälter steckt immer noch im
       Genehmigungsverfahren fest.
       
       Inzwischen zeichnet sich ab, dass die große Koalition auf Bundesebene
       entgegen der Koalitionsvereinbarung in dieser Legislaturperiode doch keine
       Weichenstellung mehr schafft, um ein Endlager für hoch radioaktiven Müll zu
       bestimmen. Damit bleibt es für die rund 50.000 Menschen in
       Lüchow-Dannenberg, dem kleinsten Kreis in Niedersachsen, bei der
       Hängepartie, die sie seit über 30 Jahren regelmäßig auf die Straße treibt.
       Nur einen Steinwurf entfernt vom Zwischenlager Gorleben nämlich, wo bereits
       80 Castorbehälter stehen, liegt das Erkundungsbergwerk Gorleben - ein
       Salzstock.
       
       Genau dieses Wirtsgestein für ein Endlager, in dem die Radioaktivität
       hunderttausende von Jahren sicher eingeschlossen werden soll, ist
       neuerdings das stärkste Argument der Atomkraftgegner. Das Versuchsendlager
       Asse nämlich, in dem sich die Pannen häufen und Lauge austritt, obwohl
       Experten genau dies ausgeschlossen hatten, ist ebenfalls ein Salzstock.
       Flüssigkeitszutritte aber bedeuten die Gefahr, dass Radioaktivität wieder
       über das Grundwasser in die Biosphäre gelangt. Deshalb stellen sich die
       Menschen gegen die Transporte quer und meinen damit immer vor allem eines:
       Es muss eine ganz neue ergebnisoffene Endlagersuche geben. Und Gorleben,
       das ist in der Region Konsens, scheidet aus.
       
       7 Nov 2008
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Castor-Ticker Teil 1 - das Wochenende: Weiter Blockaden bei Atommülltransport
       
       Castor nimmt Kurs aufs Wendland. Weiter Blockaden auf Schienen und Straßen.
       Vereinzelt Ausschreitungen