# taz.de -- Attentat auf Passauer Polizeichef: "Keine heiße Spur"
       
       > Nach dem Mordversuch an dem Passauer Polizeichef Mannichl sucht eine
       > mittlerweile 50-köpfige Sonderkommission den Täter - bislang ohne Erfolg.
       
 (IMG) Bild: Mit seinem Engagement gegen Rechts offenbar weitgehend auf sich gestellt: Polizeichef Mannichl.
       
       Auch vier Tage nach dem mutmaßlich rechtsextremen Messerangriff auf den
       Passauer Polizeichef Alois Mannichl tappt die Polizei weiter im Dunkeln.
       Zwei bereits am Sonntag festgenommene Rechtsextremisten wurden mittlerweile
       wieder freigelassen. Der Angegriffene hatte die beiden Männer auf Fotos
       nicht wiedererkannt. Im Gespräch mit der taz sagte der Passauer
       Oberstaatsanwalt Helmut Walch, bislang habe man "keine heiße Spur" zu dem
       mutmaßlichen Neonazi, der am vergangenen Samstag dem Passauer Polizeichef
       vor seiner Haustür auflauerte und ihn mit einem Messer niederstach.
       
       "Rund um die Uhr" sei die 50-köpfige Sonderkommission mit
       Routineuntersuchungen und weiteren Recherchen beschäftigt, so Walch weiter.
       Aktuell überlege man, mit einem Phantombild des Attentäters den
       Fahndungsdruck weiter zu erhöhen. Bisher erinnere sich Mannichl zwar an
       Größe und Statur des Angreifers sowie an Einzelheiten wie eine Tätowierung
       oder einen großen Leberfleck am Hals. Für ein richtiges Phantombild fehle
       es momentan aber noch an weiteren prägnanten Merkmalen im Gesicht des
       Angreifers, so Walch zur taz.
       
       Nach dem Anschlag auf den Passauer Polizeichef ist unterdessen die Debatte
       um ein neues NPD-Verbotsverfahren neu entfacht worden. Neu ist, dass mit
       dem bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer und dem bayerischen
       Innenminister Joachim Herrmann (beide CSU) mittlerweile auch einflussreiche
       konservative Politiker für ein Verbot der rechtsextremen Partei plädieren.
       
       Neben einem Verbotsverfahren deutete Herrmann auch die Möglichkeit an, die
       Parteienfinanzierung neu zu organisieren. Für ihre Wahlerfolge erhält die
       NPD - wie alle anderen Parteien auch - staatliche Gelder zur
       Wahlkampfkostenerstattung. Dass die Rechtsextremisten auf der einen Seite
       Gelder vom Staat bekämen, der Staat aber auf der anderen Seite Mittel
       aufwende, um das rechtsextreme Gedankengut zu bekämpfen, sei "schizophren
       und paradox", so der bayerische Innenminister weiter.
       
       Mit seinem Engagement gegen die rechte Szene war der Polizist Mannichl
       offensichtlich weitgehend auf sich gestellt. Das zeigt der Fall einer
       Pressemitteilung des Passauer NPD-Kreisverbandes, in der unter der
       Überschrift "Polizeidirektor Mannichl belästigt Trauergäste" Mannichl
       verbal angegriffen wird. Wie die taz berichtete, hatten die
       Rechtsextremisten einen entscheidenden Satz nachträglich aus dem Pamphlet
       entfernt. In einer früheren Version behauptet die Passauer NPD, Mannichl
       habe sich bei einem Einsatz gegen eine NPD-Kundgebung auf einem Friedhof
       auf die Grabplatte "gefallener Soldaten" gestellt und sei auf einen
       Gedenkkranz getreten. Diesen Satz hatte auch der Attentäter zitiert, der
       Mannichl am Samstag niederstach.
       
       Wie der NPD-Kreisvorsitzende Martin Gabling nun einräumt, habe er den Satz
       nicht freiwillig aus dem Text gestrichen, sondern erst auf eine
       einstweilige Verfügung, die Mannichl selbst zum 21. November erwirkt habe.
       Auf eigene Faust hatte sich der Passauer Polizeichef einen Anwalt genommen,
       um gegen die Anfeindungen der Neonazis vorzugehen. Unterstützung von seinen
       Dienstherren hat er dabei offensichtlich nicht erhalten. Nun gerät auch
       Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer in die Kritik, der mittlerweile
       angekündigt hat, den Vorfall aufzuklären.
       
       Wie sich indes aus einer Anfrage der Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau
       von der Linkspartei ergeben hat, ist die Zahl rechtsextremer Straftaten im
       Jahr 2008 im Vergleich zum Vorjahr weiter gestiegen. So wurden im letzten
       Jahr fast 11.000 Straftaten mit rechtsextremem Hintergrund begangen. Im
       laufenden Jahr waren es allein in den zehn Monaten von Januar bis Oktober
       schon fast 12.000.
       
       17 Dec 2008
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) J. Gindner
 (DIR) B. Hübner
 (DIR) T. Rink
       
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