# taz.de -- Kommentar Wahl in Ghana: Wenn die Demokratie funktioniert
       
       > Der Weg ist das Ziel bei Ghanas Präsidentschaftswahlen - und er war
       > friedlich. Jetzt muss sich John Atta Mills den Zukunftsfragen stellen.
       
       Das Wichtigste an Ghanas Wahl ist nicht das Ergebnis, sondern das
       Verfahren. Knappe Entscheidungen in afrikanischen Präsidentschaftswahlen
       führen oft zu Instabilität, weil die Bürger der meisten Länder ihrem Staat
       keinen fairen Wahlgang zutrauen. Vor genau einem Jahr machte Kenia vor, wie
       kurz der Weg in den Bürgerkrieg sein kann: Die Opposition lag vorn und
       hatte auch die Parlamentsmehrheit sicher, aber der amtierende Präsident
       erklärte sich selbst zum Sieger - woraufhin blutige Unruhen ausbrachen mit
       grausamen Massakern, die über 1.300 Tote forderten.
       
       Ghana hätte diesem schlimmen Vorbild leicht folgen können. Der Sieg des
       bisherigen Oppositionsführers John Atta Mills war hauchdünn, mit gerade
       einem halben Prozent Vorsprung in der Stichwahl. Weil einer der 230
       Wahlkreise erst sechs Tage nach den anderen wählen konnte und dieser
       "dritte Wahlgang" die Wahl noch hätte kippen können, war die Spannung bis
       zuletzt hoch. Die Regierungspartei deutete sogar die Möglichkeit an, eine
       Wahlniederlage insgesamt nicht anzuerkennen.
       
       Es kam anders. Der Wahlverlierer hat seine Niederlage umstandslos
       eingestanden und damit einen ähnlich friedlichen Machtwechsel ermöglicht
       wie den, durch den seine Partei vor acht Jahren an die Macht gekommen war.
       Die Spielregeln der Demokratie funktionieren. Es ist eben kein Naturgesetz,
       dass afrikanische Staatswesen immer erst Sonderregeln für den Ehrgeiz und
       das gegenseitige Misstrauen ihrer Politiker finden müssen.
       
       Ein gelungenes Wahlverfahren ist aber noch kein Garant dafür, worum es
       eigentlich geht: eine gute Regierungsführung, mit der sich die Menschen
       identifizieren können. Die Herausforderungen in Ghana sind enorm:
       Massenarmut, eine von der formellen Wirtschaft ausgeschlossene Jugend,
       tiefe regionale und ethnische Feindschaften.
       
       Weder der Sieger noch der Verlierer dieser Wahl haben im Wahlkampf
       überzeugende Rezepte dafür dargelegt. Gerade weil Ghana jetzt keine Zeit
       mit der Bewältigung eines Wahlstreits zu verlieren braucht, muss es sich
       diesen Zukunftsfragen stellen. DOMINIC JOHNSON
       
       5 Jan 2009
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dominic Johnson
       
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