# taz.de -- Rettungsversuch für Walfangkommission: Wale vor der Küste Japans in Gefahr
       
       > Die Internationale Walfangkommission erwägt, den Japanern die Jagd auf
       > Wale vor ihrer Küste zu erlauben. Im Gegenzug sollen die Fangquoten in
       > der Antarktis gesenkt werden.
       
 (IMG) Bild: Der Vorschlag der Walfangkommission sei ein fauler Kompromiss, sagen die Tierschützer.
       
       TOKIO taz Es ist der vielleicht letzte Versuch, die Internationale
       Walfangkommission (IWC) vor dem Aus zu retten: Japan soll erlaubt werden,
       Wale vor seiner Küste im Nordpazifik zu jagen; im Gegenzug würden die
       Japaner weniger Meeressäuger in antarktischen Gewässern töten. Mit diesem
       Vorschlag will William Hogarth, seit zwei Jahren IWC-Präsident, das
       herrschende Dauerpatt zwischen Waljägern sowie Walschützern überwinden und
       die Kommission wieder arbeitsfähig machen. "Wenn weniger Wale getötet
       werden als vorher, dann ist das besser als der Status quo", erklärte
       Hogarth. Der japanische Unterhändler Joji Morishita, Berater des
       Fischereiministeriums, sprach in Tokio von einer "Zeit der Entscheidung".
       Sein Land verlange einen "kontrollierten Fang für reichlich vorhandene
       Wal-Arten".
       
       Doch Tierschützer sprechen von einem "faulen" Kompromiss. "Das nützt nur
       Japan", sagte Oliver Salge, Meeresexperte bei Greenpeace Deutschland, "der
       kommerzielle Walfang im Südpolarmeer würde zementiert." Der Meeresbiologe
       Ralf Sonntag vom Internationalen Tierschutzfonds sprach von einer
       "fragwürdigen Absprache", die das Fangmoratorium faktisch aufheben würde.
       Australien, das den Walfang im Südpolarmeer kritisiert, hält ein solches
       Geschäft mit Japan nicht für ausgemacht. "Es hat solche Vorschläge auf
       offizieller Ebene gegeben", bestätigte Außenminister Stephen Smith, "aber
       bis zu unserer Zustimmung ist es noch ein weiter Weg." Die australischen
       Grünen kritisierten den Vorschlag als einen "heimlichen Deal für das
       Walschlachten", Japan würde danach mehr Fangschiffe haben als vorher.
       
       Seit Jahren kämpft Japan in der IWC dafür, den Fischern in den Städten
       Abashiri, Ayukawa, Wadaura und Taiji die Jagd auf Zwergwale in
       nordpazifischen Küstengewässern zu erlauben. Sie hätten traditionell vom
       Walfang gelebt und litten besonders unter dem seit 1986 bestehenden
       Jagdverbot. Sehr zum Ärger des Fischereiministeriums in Tokio hat die IWC
       dieses Ansinnen Jahr für Jahr abgelehnt, während Küstendörfer in anderen
       Ländern Fangquoten bekamen. Vermutlich als Reaktion auf das ständige Veto
       schießt Japan immer mehr Wale außerhalb seiner Gewässer ab.
       
       IWC-Chef Hogarth will den Kompromissvorschlag beim nächsten kleinen
       IWC-Treffen im März in Rom diskutieren lassen. Die Organisation hatte bei
       ihrem letzten Treffen in Santiago de Chile keine Beschlüsse mehr gefasst,
       weil sich Befürworter und Gegner des Walfangs gegenseitig blockierten.
       Hogarth hat drei erfahrene Diplomaten als Berater engagiert und arbeitet in
       geschlossenen Sitzungen mit Vertretern von rund 30 Ländern an einem Konsens
       für die weitere Arbeit der Kommission. Japan wirft der IWC vor, den Walfang
       zu blockieren, statt ihn gemäß seiner ursprünglichen Aufgabe zu managen.
       Der oberste Wal-Diplomat Tokios, Morishita, warnte: "Dies ist der letzte
       Versuch einer Einigung. Falls wir scheitern, brauchen wir eine Abkühlzeit."
       
       27 Jan 2009
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Martin Fritz
       
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