# taz.de -- Feuerkatastrophe in Australien: "Wut der Hölle"
       
       > Die schlimmsten Brände seit über 200 Jahren: 96 Menschen sind ums Leben
       > gekommen, 700 Häuser brannten nieder. Augenzeugen berichten von einem
       > Inferno.
       
 (IMG) Bild: Windgeschwindigkeiten bis zu 100 Stundenkilometer und die ungewöhnlich hohen Temperaturen fachen die Feuer immer wieder an.
       
       CANBERRA taz "Die Hölle, mit ihrer ganzen Wut, hat heute die Menschen von
       Victoria heimgesucht", fasste Premierminister Kevin Rudd die Situation am
       Sonntag zusammen. Die Brände seien "die schlimmsten seit der europäischen
       Besiedlung Australiens" vor 221 Jahren. Bis Sonntagabend sind laut
       Behördenangaben mindestens 96 Menschen ums Leben gekommen, über 700 Häuser
       brannten bis auf die Grundmauern ab. Diese Zahlen dürften aber noch
       deutlich steigen, erklärte die Polizei gestern. Mindestens zwei Dörfer
       wurden komplett vernichtet, andere sind von der Umwelt abgeschnitten. Eine
       Fernsehreporterin, die im Helikopter in der Kleinstadt Kinglake gelandet
       war, beschrieb ein Bild der totalen Zerstörung: "Es sieht aus wie nach
       einem Bombeneinschlag." In der Straße habe sie verkohlte Leichen gesehen.
       
       Angefacht von Windgeschwindigkeiten von über 100 Stundenkilometern und bei
       außergewöhnlich hohen Temperaturen von bis zu 47 Grad Celsius hatte sich
       die Region nördlich der Stadt Melbourne im Verlauf des Tages zu einem
       flammenden Inferno entwickelt. Betroffen sind unter anderem bekannte
       Tourismusgebiete wie Gippsland, die Grampians, die Goldstadt Bendigo und
       das La Trobe Valley. Die Regierung hatte schon am Samstag den Notstand
       ausgerufen. Mindestens 3.000 Feuerwehrleute waren am Wochenende im Einsatz.
       Einige hatten ihr eigenes Haus durch die Brände verloren, andere hatten
       sogar den Tod von Familienmitgliedern zu beklagen, so der Regierungschef
       des Bundesstaats Victoria. John Brumby brach bei einer Pressekonferenz in
       Tränen aus, als er den Zustand von Verbrennungsopfern beschrieb, die nach
       Melbourne evakuiert worden waren. Mindestens zehn schwebten am Sonntag in
       Lebensgefahr.
       
       Wo die Feuer gelöscht wurden, bot sich den Rettungsmannschaften ein
       schreckliches Bild. In ausgebrannten Fahrzeugen fanden sie die Leichen von
       Familien, die versucht hatten, den Flammen zu entkommen. Viele hatten ihre
       Fotoalben dabei und andere wichtige Erinnerungen. "Ich habe in einem
       verbrannten Auto eine Frau gesehen, die auf dem Beifahrersitz ihr
       Familiensilber liegen hatte", so ein Feuerwehrmann. Hunderttausende Wild-
       und Nutztiere kamen um. Tierärzte sind unterwegs, um auf Wiesen und in
       Wäldern verletzte Schafe, Rinder, Kängurus und Koalas medizinisch zu
       versorgen oder zu töten.
       
       Auch wenn die Behörden für die Nacht auf Montag mit niedrigeren
       Temperaturen rechneten, ist die Gefahr noch keineswegs gebannt. Mehrere
       Brände waren am Sonntagabend noch außer Kontrolle. Außerdem hat der Mangel
       an Niederschlägen in den vergangenen Wochen dazu geführt, dass Wiesen und
       Wälder trocken sind "und dass alles sofort wieder hochgehen kann", so der
       Sprecher der Feuerwehr. Zudem entwickelten sich am Sonntag auch im Umfeld
       der Stadt Sydney mehrere Brände, die am Abend aber noch keine direkte
       Bedrohung für besiedelte Gebiete darstellten.
       
       Wie in Victoria sollen auch im Bundesstaat New South Wales die meisten
       Brände vorsätzlich entfacht worden sein. Die Polizei hat angekündigt,
       Brandstifter mit "aller Härte des Gesetzes zu verfolgen". In Australien
       kann Brandstiftung mit bis zu vierzehn Jahren Gefängnis bestraft werden.
       
       9 Feb 2009
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Urs Wälterlin
       
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