# taz.de -- Waldbrände in Australien: Es kommen "gefährliche Jahrzehnte"
       
       > Im australischen Bundesstaat Victoria brennen noch mindestens 25
       > großflächige Feuer. Die Kleinstadt Marysville ist komplett zerstört.
       > Bisher wurden 131 Todesopfer bestätigt.
       
 (IMG) Bild: Ein abgebranntes Farmhaus in der Ortschaft Whittlesea
       
       CANBERRA taz Für mehrere Dörfer und Siedlungen besteht weiterhin die
       Gefahr, dass sie Opfer der Flammen werden. Obwohl die Temperaturen in der
       Nacht auf Montag von bis zu 46 Grad auf etwa 25 Grad zurückgefallen sind,
       brachen in verschiedenen Gegenden neue Brände aus. Die Trockenheit der
       letzten Monate hat die Vegetation in großen Teilen des Bundesstaates
       Victoria zu Zunder werden lassen. Mindestens 750 Häuser wurden komplett
       vernichtet.
       
       Der australische Premierminister bezeichnete die Brände am Montag unter
       Tränen als "die größte Naturkatastrophe, die dieses Land erlebt hat". Nur
       langsam wird das ganze Ausmaß der Tragödie klar. Rettungskräfte drangen im
       Verlauf des Tages weiter in die Gebiete ein, in denen die Brände vom
       Wochenende gelöscht werden konnten. Den Helfern präsentiert sich ein
       geradezu apokalyptisches Bild. Unter dem Schutt völlig zerstörter Häuser
       finden sie oftmals verkohlte Leichen. Die Kleinstadt Marysville nordöstlich
       von Melbourne ist komplett niedergebrannt und wurde am Montag von der
       Polizei gesperrt. Experten sind daran, eine bisher nicht bekannte Zahl von
       Toten zu bergen. "Es dürfte Wochen oder Monate dauern, bis wir die vielen
       Opfer identifiziert haben", so Polizeisprecher Greg Hunt. Behördenvertreter
       wollen inzwischen nicht mehr ausschließen, dass die Zahl der Todesopfer in
       die Hunderte gehen könnte. An verschiedenen Orten wurden Menschen gefunden,
       die zwischen Trümmern herumirren. Sie haben ihr gesamtes Hab und Gut
       verloren und nicht selten Familienangehörige. Die Heilsarmee hat mehrere
       Geistliche vor Ort, die sich um die Traumatisierten kümmern. "Es ist eine
       unaussprechliche Tragödie", so Pfarrer Arthur Ford.
       
       Während im Katastrophengebiet auch die Armee zum Einsatz kam, wurden im
       australischen Parlament in der Hauptstadt Canberra die Geschäfte vertagt.
       Stattdessen sprachen die Politiker den Betroffenen ihr Beileid aus.
       Vize-Premierministerin Julia Gillard meinte, die Tragödie sei "jenseits des
       Vorstellungsvermögens". In der Zwischenzeit fahndet die Polizei fieberhaft
       nach Brandstiftern. In mehreren Fällen vermuten die Behörden, dass Brände
       vorsätzlich gelegt worden waren. Vielfach hätten aber auch Blitzschläge
       Feuer ausgelöst, so Experten.
       
       Laut dem nationalen Forschungsinstitut Csiro und der Meteorologischen
       Anstalt stehen dem Kontinent mehrere "gefährliche Jahrzehnte" bevor. Der
       Zeitraum der Buschfeuer, wie die Waldbrände in Australien genannt werden,
       beginne in Zukunft früher und ende später, so die Forscher. Bereits 2007
       habe der Südosten des Kontinents unter "extremer" Feuergefahr gelitten. Bis
       zum Jahr 2020 werde die Zahl der Extremtage deutlich zunehmen. Wie stark
       die Gefahr sein werde, hänge vom Klimawandel ab. "Höhere Temperaturen
       erhöhen eindeutig das Risiko von Buschfeuern", sagt Forscher Kevin Henessy.
       URS WÄLTERLI
       
       9 Feb 2009
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Urs Wälterlin
       
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