# taz.de -- Aufstieg: Eisern Union, eisern Alte Försterei
       
       > Der 1. FC Union hat es geschafft. Nach einem Sieg über Regensburg spielen
       > die Köpenicker künftig in der zweiten Liga. Der eigentliche Star ist aber
       > das Stadion, das am 8. Juli gegen Hertha eingeweiht wird.
       
       Nichts wie weg hier! Nur nicht zu lange feiern im verhassten Stadion, dem
       Jahnsportpark in Prenzlauer Berg. "Auswärtsaufsteiger", das stand auf den
       Jubel-T-Shirts, die sich die Spieler des 1. FC Union Berlin übergestreift
       haben, als feststand, dass der Klub im nächsten Jahr in der 2. Bundesliga
       spielen wird.
       
       Vereinsführung, Mannschaft und Fans machten sich keine zwei Stunden nach
       dem Abpfiff in einem Autokorso auf den Weg nach Köpenick. Die große Party
       fand in der wahren Heimat des Klubs statt, an der Alten Försterei. 2.000
       Unioner, nicht nur vor Freude trunken, jubelten heiser ihrem Team zu, das
       seinen Fans von einer Empore am Vip-Container des Stadions zuwinkte.
       
       Das Stadion, es ist der einzige wahre Star des Klubs. "Alte, alte, alte
       Försterei!" Kein Spieler, auch nicht Aufsteigertrainer Uwe Neuhaus, wird
       derart inbrünstig besungen wie die Fußballarena im Südosten der Stadt. Kein
       einziges Mal konnte die Mannschaft in dieser Meistersaision in der Alten
       Försterei auflaufen. Das Aufmöbeln und die Überdachung der drei
       Stehplatztribünen dauerte länger als gewünscht.
       
       Als wahres Wunder wurde der Aufstieg von den Fans deshalb empfunden. Union
       hat ohne echtes Heimspiel die dritte Liga dominiert. Weil sich in
       Fangesänge auch im freudigsten Moment immer auch ein wenig Hass mischt,
       dauerte es nach dem meisterschaftssichernden 2:0 über Jahn Regensburg nicht
       lange, bis 1.000 Kehlen "Scheiß Dynamo!" brüllten. Es war im Jahnsportpark,
       wo der von den Rot-Weißen so verabscheute Lokalrivale einst
       DDR-Meisterschaften in Serie feierte. Nun spielt der BFC Dynamo in der
       Oberliga, weit hinter Union. Und dennoch: "Scheiß Dynamo!"
       
       Genau fünf Jahre ist es her, da stiegen die Köpenicker nach einem 0:1 in
       Ahlen aus der zweiten Bundesliga ab. In der Folgesaison konnten sie die
       Regionalliga nicht halten und fanden sich in der Oberliga wieder. Viele
       sahen den Klub, der in der Nachwendezeit so schlecht geführt wurde, dass er
       dauerhaft an der Pleite entlangschrammte, vor dem endgültigen Ende. Jede
       Menge Spendengeld der Fans, solides Wirtschaften und gute Verhandlungen mit
       Filmrechtehändler Michael Kölmel, einem Investor von einst, dem Union immer
       noch mehr als 10 Millionen Euro schuldet, brachten den Klub auf Kurs.
       
       Verantwortlich dafür ist Dirk Zingler, der Klubpräsident. Während die
       Spieler sich und den Trainer mit Bier und Champagner duschten, stand er im
       Stadiondurchgang, lehnte sich an die Betonwand und süffelte an einer
       Flasche Pils. "Wir haben nicht den höchsten Etat aller Drittligisten und
       dennoch haben wir die Saison dominiert." Der 44-Jährige, der Union seit dem
       Zweitligaabstieg anführt, platzte beinahe vor Stolz.
       
       Solide wirtschaften will er auch in der zweiten Liga. 19 Spieler der
       Meistermannschaf haben einen Vertrag für die nächste Spielzeit. Vier, fünf
       Verstärkungen wollen die Unioner verpflichten. Trainer Neuhaus kennt aus
       Essener Zeiten die zweite Liga und nennt sie "körperlich brutal". Wer ein
       paar Drittligakicks von Union angeschaut hat, konnte spüren, dass die
       Mannschaft, so wie sie derzeit aufgestellt ist, wohl nicht mithalten kann.
       Schon werden erste Spielernamen durch die Boulevardpresse gejagt. Richtig
       große Nummern werden wohl nicht dabei sein. Auch wenn die Einnahmen aus der
       TV-Vermarktung in der nächsten Saison durchaus Geld (zwischen 3 und 4
       Millionen) in die Kassen spülen werden - Union wird so schnell kein
       wohlhabender Klub werden.
       
       Knapp 10.000 Zuschauer waren am Sonnabend im Jahnsportpark. Die Massen kann
       Union in der Hauptstadt noch lange nicht bewegen. Die Eisernen werden fürs
       Erste ein Klub der Eingefleischten bleiben. Die können sich und ihrem Team
       bald wieder in gewohnter Umgebung huldigen. Am 8. Juli wird die Alte
       Försterei erstmals wieder bespielt.
       
       Zum Eröffnungsspiel wurde Hertha BSC eingeladen. Der Drittligameister gegen
       den deutschen Meister? Einer der beliebtesten Gesänge auf der Unionfeier
       war: "Siehst du Hertha, so wird das gemacht!"
       
       11 May 2009
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Rüttenauer
       
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