# taz.de -- Protest kolumbianischer Gewerkschafter: Menschenrechte statt Freihandel
       
       > Mit einer Infotour durch Deutschland protestieren Gewerkschafter aus dem
       > Andenstaat gegen ein Freihandelsabkommen mit der EU. Sie kritisieren die
       > Menschenrechtslage in ihrem Land.
       
 (IMG) Bild: Kolumbiens Präsident Álvaro Uribe Vélez setzt für sein Konzept der "demokratischen Sicherheit" verstärkt auf Militär und Polizei - mit tödlichem Ende für 498 Arbeitnehmervertreter.
       
       BERLIN taz | "Es kann doch nicht sein, dass die EU sich einerseits für die
       Wahrung der Menschenrechte weltweit einsetzt und andererseits mit Abschluss
       eines Freihandelsvertrags mit Kolumbien einen Staat legitimiert, der dort
       für die Verletzung von Menschen- und Arbeitsrechten mitverantwortlich ist",
       sagt Freddy Pulecio kopfschüttelnd. Er gehört Kolumbiens Gewerkschaft der
       Erdölarbeiter an und ist, wie einige Kollegen anderer Gewerkschaften,
       derzeit in Deutschland unterwegs. Sie wollen auf die Verletzung von
       Menschen- und Arbeitsrechten in Kolumbien aufmerksam machen.
       
       Mehr als 90 Prozent der weltweit verübten Morde an Gewerkschaftern
       entfallen auf Kolumbien. In diesem Jahr wurden dort nach Angaben des
       größten Gewerkschaftsdachverbandes Kolumbiens, der CUT, bereits 16
       gewerkschaftlich organisierte Frauen und Männer ermordet.
       
       Seit Mitte der Achtzigerjahre wird in Kolumbien förmlich Jagd auf
       Gewerkschafter gemacht. Zwischen 34 und 274 Arbeitnehmervertreter wurden
       zwischen 1986 und 2008 pro Jahr ermordet. Seit August 2002, dem Amtsantritt
       von Álvaro Uribe Vélez und seinem vor allem auf den Einsatz von mehr
       Militär und mehr Polizei setzenden Konzept der "demokratischen Sicherheit",
       mussten 498 Arbeitnehmervertreter sterben.
       
       Immer wieder haben sich kolumbianische Gewerkschafter mit der Bitte um
       Beistand an Kollegen in den USA gewandt. Mit Erfolg. Denn nach mehreren
       Klagen gegen US-Konzerne wie dem Kohleförderer Drummond, den Brausegiganten
       Coca-Cola oder Bananenmulti Chiquita wegen gewerkschaftsfeindlicher
       Praktiken und Kooperation mit den Paramilitärs hat die Politik reagiert.
       Seit rund zwei Jahren liegt das Freihandelsabkommen zwischen den USA und
       Kolumbien auf Eis. Die demokratische Mehrheit im Kongress blockiert die
       Ratifizierung mit Verweis auf die Angriffe auf Gewerkschafter.
       
       US-Präsident Barack Obama äußerte sich zuletzt Mitte Februar besorgt
       angesichts der Menschenrechtssituation in Kolumbien. Damals besuchte eine
       Delegation aus Kolumbien, darunter mehrere Ehefrauen ermordeter
       Gewerkschafter, das Repräsentantenhaus.
       
       Auch in Europa steigt der Druck auf die Verhandlungskommissionen beider
       Seiten. Der Deutsche Gewerkschaftsbund, die größte britische Gewerkschaft
       Unite, aber auch Gewerkschaften aus Spanien und Belgien unterstützen
       Pulecios Tour durch Europa. Das Ziel ist klar: "Wir wollen den
       Freihandelsvertrag verhindern und die Öffentlichkeit über die
       Menschenrechtssituation in Kolumbien informieren", so der 51-jährige,
       inzwischen ehemalige Erdölarbeiter. Denn Pulecio lebt jetzt nach
       zahlreichen Morddrohungen im Exil in Brüssel.
       
       17 May 2009
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Knut Henkel
       
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