# taz.de -- Kommentar Afrika: Die Mauer muss weg!
       
       > Die Globalisierung hat aus der Welt ein Dorf gemacht. Aber innerhalb
       > dieses Dorfes darf sich nur eine Minderheit, die in Palästen lebt, frei
       > bewegen.
       
       Der Umgang mit Afrikanern, die nach Europa reisen wollen, ist eine Schande.
       Der in der taz dokumentierte Bericht des Kameruners Georges N. über seine
       dreizehnmonatige Odyssee durch halb Afrika, auf der Suche nach einem
       Schlupfloch durch die Mauern der Festung Europa, ist ein eindringliches
       Zeugnis der Inhumanität moderner Flüchtlings- und Migrationspolitik. Die
       Globalisierung hat aus der Welt ein Dorf gemacht, aber innerhalb dieses
       Dorfes darf sich nur eine Minderheit, die in Palästen lebt, frei bewegen.
       Der große Rest in den Hütten wird durch administrative Schikanen und
       eingespielte Abschottungsmechanismen an der kurzen Leine gehalten, und wer
       es dennoch versucht, den schlucken allzu oft die Wellen des Mittelmeers,
       die Sanddünen der Sahara oder das libysche Lagersystem.
       
       Die lange, düstere Geschichte von Sklaverei und Kolonialismus hat ein
       Miteinander zwischen Afrikanern und Europäern auf gleicher Augenhöhe
       bereits in der Vergangenheit zerstört. Die Gegenwart sieht leider nicht
       besser aus. Mag sein, dass europäische und afrikanische Regierungen
       inzwischen einträchtig über Migrationspolitik reden und die Staaten Afrikas
       unbekümmert mitmachen bei der Abwehr von Migrationsströmen aus ihren
       Ländern Richtung Europa. Aber das vertieft nur die Kluft zwischen Mächtigen
       und Machtlosen innerhalb afrikanischer Staaten und verstärkt damit die
       Motivation für Afrikas junge, aufstrebende Generation, ihr Glück lieber in
       der Fremde zu suchen - so wie vor ihr unzählige Generationen von Europäern,
       denen damals niemand Grenzen setzte. Wer Afrikanern den Zug in die weite
       Welt verwehrt, um sich Lebensperspektiven zu bauen, darf sich nicht
       wundern, wenn auf dem afrikanischen Kontinent Konflikte zunehmen und
       zugleich die Feindseligkeit gegenüber Europa wächst.
       
       Zwanzig Jahre nach dem Mauerfall in Berlin, der ein auf der Verweigerung
       von Reisefreiheit gegründetes Unrechtssystem beseitigte und Europa
       friedlich zusammenwachsen ließ, müssen die Mauern zwischen Europa und
       seinem Nachbarkontinent fallen. In einem Jahr wird Südafrika Gastgeber der
       ersten Fußballweltmeisterschaft auf afrikanischem Boden sein und
       Hunderttausende Fans aus Europa aufnehmen. Sollen gleichzeitig immer noch
       Afrikaner zu Tausenden sterben und anonym in der Wüste verscharrt werden,
       weil Europa ihnen die Freizügigkeit verweigert?
       
       1 Jul 2009
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dominic Johnson
       
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