# taz.de -- Jolodotrihö: "Das ist meine Musik"
       
       > Die junge Jodlerin Nadja Räss meint: "Beim Jodeln kann man ganz viel ohne
       > Worte ausdrücken
       
 (IMG) Bild: Auf dem Jodlerfestival in Luzern
       
       taz: Frau Räss, Sie gelten als Neuerin in der Volksmusik. Sind Sie eine
       coole Jodlerin? 
       
       Nadja Räss: Ich habe schon ganz früh gesagt, ich werde mal Jodlerin und ich
       mache sicher viele neue Dinge, aber ich orientiere mich auch an Altem. Vor
       100 Jahren, als der Eidgenössische Jodelverband gegründet wurde, hat man
       den Jodelgesang noch mit den unterschiedlichsten Instrumenten begleitet,
       mit Gitarre etwa oder mit Klavier. Dann wurde 1952 eine Regel aufgestellt,
       dass nur noch das Akkordeon als Begleitinstrument zugelassen ist bei den
       Jodlerfesten.
       
       Sie machen das anders? 
       
       Ja. Und doch haben all die Sachen, die ich mache, einen Ursprung. Mein
       Motto ist: Neues aus Altem entstehen zu lassen.
       
       Kann eigentlich jeder jodeln oder muss man in der Tradition aufgewachsen
       sein? 
       
       Jodeln kann auch lernen, wer nicht aus der Tradition kommt, auch wenn es in
       meiner Kindheit stets präsent war. Mein Vater kommt aus dem Appenzeller
       Land. Wir haben diese Musik zu Hause im Radio gehört, haben auch selbst
       viel gesungen, vor allemauf Familienfesten. Aber: Ich habe noch drei
       Geschwister, und die jodeln überhaupt nicht.
       
       Sie geben auch Jodelkurse. Wer meldet sich dazu an? 
       
       Das sind zum Großteil Leute, die nicht aus der Tradition kommen, Leute, die
       auf den Geschmack gekommen sind. Es gibt aber auch immer wieder solche, die
       in der Kindheit bombardiert wurden mit dieser Musik, sich dagegen gewehrt
       haben, sich auch gegen die Eltern gestellt haben. Und wenn sie älter
       werden, merken sie: Das ist doch meine Musik.
       
       Ihre Kurse finden oft hoch oben in den Bergen statt. Braucht man die Berge
       zum Jodeln? 
       
       Ich habe auch Kurse in Zürich gegeben. Die fanden unter der Woche statt, da
       sind die Leute ganz gestresst von der Arbeit gekommen und haben sich dann
       zwei Stunden auf das Jodeln eingelassen. Das ist auch spannend. Aber wenn
       die Leute eineWoche in die Berge kommen, können sie abschalten, und das
       wirkt sich natürlich positiv aufs Jodeln aus.
       
       Stimmt es, dass Jodeln in der Schweiz immer populärer wird? 
       
       Ja, es gibt eine Renaissance. Das kann auch wieder abebben. Ich hoffe das
       nicht.Dennich finde es wichtig, dassman sichmit seiner eigenen Kultur
       beschäftigt. Und genau das findet gerade statt.
       
       Ist Jodeln Weltmusik? 
       
       Doch, es gibt immer wieder Anfragen aus dem Ausland, und wennman als
       Schweizer ins Ausland geht, wird man gefragt: Können Sie denn jodeln? Mein
       Glück ist, dass ich dann Ja sagen kann. Undweil Jodeln auch ohne Text
       funktioniert, ist das für alle verständlich. Das ist für mich so
       faszinierend: Man kann ohne Worte ganz viel ausdrücken.
       
       Bei Interesse an einem Auftritt oder Workshop mit Nadja Räss: mail@jodel.ch
       - Tel.: (0041 43) 5395832
       
       23 Jul 2009
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Rüttenauer
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Reiseland Schweiz
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA