# taz.de -- Kommentar über das Centro Sociale und die Rote Flora: Tote Flora
> Die Vorstellung, eine Arbeitsloseninitiative oder ein Schulverein würde
> sich in der Flora treffen, ist absurd. Die Flora hat es mit ihren
> klandestinen Strukturen geschafft, dass selbst viele, die ihr ideologisch
> nahe stehen, Schwellenangst haben.
"Centro Sociale" heißt das neue Stadtteilzentrum in der Schanze
wohlklingend italienisch. Das ist die traditionelle Bezeichnung für
besetzte Häuser, die nicht zum Wohnen benutzt werden, sondern für
politische und soziale Aktivitäten der Linken - also die Genrebezeichnung
für Orte wie die Rote Flora.
Warum braucht die Schanze ein Centro Sociale, wenn sie schon eine Rote
Flora hat? Dort wäre genug Raum für das, was die Centro-Leute vorhaben,
denn das alte Gemäuer liegt meist brach. "Mehr als eine Partylocation" sei
die Flora, reklamieren die Rotfloristen fast verzweifelt auf ihrer
Homepage. Aber im Juli und August machen sie gerade mal eine Veranstaltung,
die weder Konzert noch Party ist. An 45 Tagen gibt es in den großen Räumen
einfach - nichts.
Woran das liegt? Die Rote Flora war einst mit dem gleichen Anspruch
angetreten wie heute das Centro Sociale: ein Zentrum fürs Viertel zu sein.
Und in ihren besten Tagen schien sie auf dem Weg dahin. Heute ist
wahrscheinlicher, dass sich das Partyvolk von der Piazza zum Amüsieren in
die Flora verirrt als ein durchschnittlicher Anwohner.
Die Vorstellung, eine Arbeitsloseninitiative oder ein Schulverein würde
sich in der Flora treffen, ist absurd. Die Flora hat es mit ihren
klandestinen Strukturen geschafft, dass selbst viele, die ihr ideologisch
nahe stehen, Schwellenangst haben - wie die Leute vom Centro Sociale. Darin
liegt das Scheitern der Flora.
27 Jul 2009
## AUTOREN
(DIR) Jan Kahlcke
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