# taz.de -- Agrarpolitik in Wahlprogrammen: Mehrheit Gen-Feinde
       
       > Als einzige Partei spricht sich die FDP in ihrem Wahlprogramm klar für
       > "Hightech-Landwirtschaft" aus.
       
 (IMG) Bild: Mehr als nur grüne Klientelpolitik: Label für Gentech-freie Nahrungsmittel.
       
       BERLIN taz | Wie stellen sich Politiker, Gentechniker und Wähler die
       Zukunft auf dem Lande vor? Als einzige Partei spricht sich die FDP klar für
       eine "Hightech-Landwirtschaft" und die Förderung der Gentechnik auf dem
       Acker aus. Sie dürfe nicht "stigmatisiert" werden, schreiben die Liberalen
       in ihrem "Deutschlandprogramm" zur Bundestagswahl 2009.
       
       Derweil kommen CDU/CSU in ihrem Regierungsprogramm mit nur einem Satz aus:
       "Politik muss die Sorgen der Bürger bei grüner Gentechnik ernst nehmen und
       darf keine unnötigen Risiken eingehen." Die Union lässt damit alles offen.
       Anders bei Grünen und Linken, sie wollen beide die Agrogentechnik
       verbieten.
       
       Gentechniker bauen in Pflanzen fremde Erbsubstanzen ein. Sie sollen so zum
       Beispiel ein Gift gegen Schädlinge produzieren und mehr Ertrag bringen.
       Genpflanzen der dritten und vierten Generation sollen in Zukunft auch
       Impfstoffe liefern, so werden in Kartoffeln derzeit Choleraviren eingebaut,
       als Test.
       
       Dem Gros der Wähler ist das allerdings nicht behaglich. Laut Umfragen
       lehnen gut 70 Prozent der Bevölkerung die grüne Gentechnik ab. In deutschen
       Supermärkten sind darum auch kaum gentechnisch veränderte Lebensmittel zu
       finden. Dabei sind in der EU zum Beispiel schon Zucker aus Genrüben, Öl aus
       Genraps, Tofu aus Gensoja oder Stärke aus Genmais zugelassen. Waren, in
       denen der Gentechnikanteil mehr als 0,9 Prozent ausmacht, müssen
       gekennzeichnet werden. Milch, Eier oder Fleisch können allerdings von
       Tieren kommen, die mit Gensoja oder Genmais gefüttert werden - ohne dass
       Verbraucher davon erfahren. Dieses Futter kommt vor allem aus Argentinien,
       Brasilien und den USA.
       
       Auf Äckern in der EU dürfen Bauern bisher allenfalls Mon810 ausbringen,
       einen Genmais des US-Konzerns Monsanto. Für Deutschland hat
       CSU-Bundesagrarministerin Ilse Aigner allerdings auch das im April dieses
       Jahres untersagt. Sie sah die Umwelt gefährdet und machte wie zuvor zum
       Beispiel schon Luxemburg eine Schutzklausel der EU geltend. Experimente mit
       Genpflanzen gibt es derweil schon. So wachsen Genkartoffeln und
       Genzuckerrüben, Genpetunien und Gengerste, aber auch Genweizen auf hiesigen
       Testfeldern.
       
       27 Aug 2009
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Umstrittener Schattenminister: Die Genkartoffel-Affäre der SPD
       
       Nachdem SPD-Schattenlandwirtschaftsminister Udo Folgart in der taz den
       Anbau der Genkartoffel befürwortet hat, brodelt es in der Parteispitze.
       Nicht jeder ist dafür.
       
 (DIR) Landwirtschaftsexperte über Folgart: "Er ist ein Banause"
       
       Friedrich-Wilhelm Graefe zu Baringdorf zur Politik des
       SPD-Schattenministers für Landwirtschaft, Udo Folgart.
       
 (DIR) Kommentar Grüne SPD: Gefährliche Doppelstrategie
       
       Steinmeier schafft es, sowohl die ökologische Moderne als auch
       Massentierhaltung und Genanbau zu propagieren. Damit ruiniert er
       zielstrebig die Glaubwürdigkeit seiner Partei.
       
 (DIR) Agrarpolitik des Schattenministers: SPD will die Genkartoffel
       
       Udo Folgart, Mitglied in Steinmeiers Kompetenzteam der SPD, meint:
       "Landwirtschaft ist in erster Linie Wirtschaft" und befürwortet
       Genkartoffeln und neue Tierfabriken.
       
 (DIR) Kommentar SPD-Agrarpolitik: Kein Gedöns!
       
       Brandenburgs Bauernpräsident Udo Folgart befürwortet Gentechnik und
       Massentierhaltung. Was hat bloß die SPD geritten, ihn in ihr
       Schattenkabinett zu berufen?