# taz.de -- Brause-Unternehmen geschluckt: Dr. Oetker kauft Bionade
       
       > Der Lebensmittelmulti Oetker-Gruppe hat die Mehrheit am
       > Bio-Brause-Hersteller Bionade gekauft und ebnet den Weg zur
       > Internationalisierung der Marke. Gutes Image adé?
       
 (IMG) Bild: Bionade-Kronkorken mit dem "Mod Target", berühmt durch die Band The Who.
       
       So ein richtiges Familienunternehmen ist Bionade zwar schon lange nicht
       mehr, doch das Bild einer kleinen, sympatischen Underdog-Firma hielt sich –
       dank geschickter Imagepflege und jüngerhaften Anhängern – hartnäckig. Damit
       dürfte es nun endgültig vorbei sein. Ab sofort mischt in der Limo-Firma aus
       dem 3.000-Einwohner-Örtchen Ostheim im bayerischen Biosphärenreservat Rhön
       ein Großkonzern mit: Die zum Oetker-Konzern gehörende Radeberger-Gruppe
       übernimmt mehr als 51 Prozent des Bio-Brause-Herstellers. Laut einem
       bericht des Manager Magazins soll Konzernchef August Oetker persönlich das
       Geschäft im Hintergrund eingefädelt haben.
       
       Seit ihrer Erfindung im Jahr 1995 hatte die aus Malz und Wasser – in den
       Geschmacksrichtungen Kräuter, Orange-Ingwer, Litschi, Holunder und Quitte –
       gebraute Bio-Limo einen Siegeszug durch die Bars, Clubs und Cafés deutscher
       Groß- und Kleinstädte gehalten. Und wie es immer so ist, wenn etwas Kleines
       ganz groß wird und plötzlich von allen gemocht wird, wurde das längst nicht
       von allen Bionade-Fans goutiert. Als "Bionade Biedermeier" betitelte das
       Zeit-Magazin 2007 hämisch eine Generation von Berliner-Öko-Bürgerlichen.
       Und die Bionade wurde zum Symbol einer heilen, gentrifizierten
       Bullerbü-Welt.
       
       Zuletzt hatte der Konzern Anfang September dieses Jahres Kunden mit einer
       [1][Preiserhöhung um mehr als 30 Prozent] verschreckt. Im Vorjahr hatten
       Gerüchte um einen Verkauf an Coca Cola immer wieder für Aufruhr unter
       Bionade-Jüngern gesorgt. Schließlich ist das Image der von Coca Cola
       produzierten Erfrischungsgetränke genau das Gegenteil von dem, für das
       Bionade steht.
       
       Und jetzt hat also Radeberger/Oetker das Anteilspaket von 51 Prozent im
       Wert von gut 20 Millionen Euro gekauft, das seit 2002 von der Egon Schindel
       Holding GmbH (ESH) gehalten wurde. Die ESH, der unter anderen die
       Mineralbrunnen Rhönsprudel, Bad Liebenwerda und Spreequell gehören, war
       2002 bei Bionade eingestiegen. Nach eigenen Angaben will sich die ESH jetzt
       auf seine "Stärken" Mineralwasser, Schorlen und Fructsäfte konzentrieren
       und bezeichnet den Verauf der Bionade-Anteile als "wichtige neue Phase":
       die Internationalisierung des Konzerns.
       
       Bionade-GmbH-Geschäftsführer Manfred Ziegler wies die Vermutung im Gespräch
       mit der taz am Freitag zurück, die Anteile wurden aus Finanznot verkauft.
       "Wir haben eine Eigenkapitalquote von 31 Prozent. Wir schreiben im
       Augenblick schwarze Zahlen. Der Verkauf der Bionade-Anteile stärkt unsere
       Finanzlage." Seine Gläubigerbanken hätten keinen Druck auf RhönSprudel
       ausgeübt, die Anteile zu verkaufen, die gründe seien "rein inhaltlich".
       
       Schluss also mit dem wohlig-reinen Gewissen, beim Bionade-Schlürfen nicht
       nur gesund und irgendwie "bio" zu konsumieren, sondern auch ein nettes,
       kleines Unternehmen zu unterstützen. Ab jetzt will der Konzern die ganz
       große Bühne bespielen.
       
       Mitarbeit: Jost Maurin
       
       2 Oct 2009
       
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