# taz.de -- Atomabfall aus Gronau exportiert: Endlager Russland
> Umweltschützer fordern dass die Urananreicherungsanlage Gronau
> geschlossen wird. Stattdessen wird sie ausgebaut – in zwei Jahren soll
> ein neues Zwischenlager errichtet werden.
(IMG) Bild: Wertstoff oder Atommüll? Gronauer Urananreicherungsanlage.
Umweltschützer, Grüne und Linke fordern die sofortige Stilllegung der
einzigen deutschen Urananreicherungsanlage (UAA) im münsterländischen
Gronau. Die Atomfabrik, deren Kapazität von aktuell 2.200 Tonnen auf 4.500
Tonnen ausgebaut werden soll und die damit 35 Atomkraftwerke mit Brennstoff
versorgen könnte, verfüge über "keinerlei Entsorgungskonzept", sagt Udo
Buchholz vom Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz.
"Eine sichere Lagerung des in Gronau anfallenden Atommülls ist nicht
gewährleistet", warnt Rainer Priggen, energiepolitischer Sprecher der
Grünen im nordrhein-westfälischen Landtag. Zur Entsorgung habe sich die
UAA-Betreiberfirma Urenco bisher "mafiöser Strukturen" bedient, so der
linke Landtagsabgeordnete Rüdiger Sagel zur taz.
Seit 1996 hat Urenco 27.300 Tonnen radioaktives und hochgiftiges
Uranhexafluorid nach Russland schaffen lassen. Exportiert werde keine
Atommüll, sondern "Wertstoff", der nach seiner Wiederaufbereitung in Gronau
wiederverwendet werde, beteuerte das Unternehmen immer wieder. Organisiert
ist es als deutsch-britisch-niederländisches Joint Venture, an dem die
deutschen Energiekonzerne RWE und Eon jeweils 16,6 Prozent halten.
Erst in der vergangenen Woche musste eine Urenco-Sprecherin dann aber
einräumen, dass lediglich 10 bis 15 Prozent des Materials wieder nach
Deutschland zurückgeliefert wurden. Das bei der Wiederaufbereitung nicht
nutzbare abgereicherte Uran sei noch immer in den Händen der russischen
Urenco-Partnerfirma Tenex. Dies sei "bei Anreicherungsverträgen üblich",
schreibt Urenco in einer Stellungnahme, die der taz vorliegt.
In Russland aber werde der Atommüll in Fässern gelagert, die unter freiem
Himmel vor sich hin rosteten, klagt nicht nur Wladimir Sliwjak von der
russischen Umweltorganisation Ecodefense - selbst die russische
Atomaufsicht bemängelt mittlerweile, die Lagerung des Gronauer
Uranhexafluorids in den noch aus der Sowjetzeit stammenden Anlagen in
Sibirien und am Ural entspreche nicht dem Stand der Technik. "Dieser
lebensgefährliche Umgang mit dem deutschen Atommüll ist auch nach
russischen Umweltgesetzen illegal", so Sliwjak am Dienstag zur taz. "Es
gibt keine sichere Atommüll-Lagerung in Russland."
Zusammen mit dem Grünen Rainer Priggen und dem Linken Rüdiger Sagel fordert
Ecodefense deshalb, Urenco müsse sich der Verantwortung für den nach
Russland gelieferten Atommüll stellen und das Uranhexafluorid in die
Bundesrepublik zurücktransportieren lassen. "Urenco muss lückenlos
dokumentieren, was mit dem Uranhexafluorid in Russland geschehen ist und
für den Rücktransport nach Deutschland in ein geeignetes Zwischenlager
sorgen", sagt Priggen. "Die Atommüllmafia muss gestoppt werden", fordert
auch Sagel.
Doch Urenco hält - unterstützt von der künftigen schwarz-gelben
Bundesregierung wie der ebenfalls von CDU und FDP gestellten
NRW-Landesregierung - an der Urananreicherung fest. Das Unternehmen hat die
Atommülltransporte nach Russland zwar im August eingestellt. Das in Gronau
aber in immer größeren Mengen anfallende Uranhexafluorid soll künftig nach
Frankreich geliefert werden und nach seiner Umwandlung in chemisch
stabileres Uranoxid auf dem UAA-Gelände in Gronau zwischengelagert werden.
Schon 2011 wird deshalb der Bau eines neuen Zwischenlagers in Gronau
notwendig, so eine Sprecherin zur taz. Kapazität: 60.000 Tonnen.
21 Oct 2009
## AUTOREN
(DIR) Andreas Wyputta
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