# taz.de -- Kommentar Margot Käßmann: Stark, liberal und geschieden
       
       > Einen grundlegend neuen Kurs wird Käßmann nicht einschlagen. Sie betonte
       > jedoch, dass sie den Reformprozess noch stärker in die einzelnen
       > Gemeinden tragen wolle.
       
 (IMG) Bild: Das wichtigste Amt in der Evangelischen Kirche Deutschlands ist erstmals mit einer Frau besetzt: Margot Käßmann.
       
       Der deutsche Protestantismus, geistige Heimat für etwa 25 Millionen
       Menschen, steht vor einer neuen Ära. Die Hannoversche Landesbischöfin
       Margot Käßmann gibt als neue Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in
       Deutschland (EKD) ein neues Gesicht, wahrscheinlich auch zusätzliches
       Gewicht. Nach dem etwas steifen Reformer und scharfen Intellektuellen
       Wolfgang Huber zeigen die Kirchen der Reformation mit Käßmann zukünftig
       eine weichere, offenere und wohl auch medientauglichere Seite - und da die
       neue Chefin mit 51 Jahren noch relativ jung ist, dürfte Käßmann
       ungewöhnlich lange Zeit haben, die EKD nach ihren Vorstellungen zu prägen.
       
       Diese Prägekraft hat die charismatische Bischöfin, keine Frage. Auch wenn
       die Spitze der demokratisch verfassten EKD mit ihren 22 Landeskirchen von
       oben nicht "durchregieren" kann. Käßmann hat es jedoch am Mittwoch eher im
       Wolkigen gelassen, welchen Weg sie in Zukunft gerne gehen würde.
       
       Immerhin: Einen grundlegend neuen Kurs wird sie nicht einschlagen, das
       stellte sie klar, und das war auch nicht zu erwarten. Sie betonte jedoch,
       dass sie den Reformprozess noch stärker in die einzelnen Gemeinden tragen
       wolle - dort, an der Basis, fühlten sich viele vom Veränderungsdruck von
       oben zumindest gestresst.
       
       Aufhorchen ließ auch, dass Käßmann in einer Seitenbemerkung unterstrich,
       die Muslime selbst wollten ja keine Kirchengebäude, um diese bei Bedarf in
       Moscheen umwandeln zu können. Möglich, dass im Verhältnis zum Islam der
       Wind noch etwas rauer wird.
       
       In Sachen Ökumene hörten sich ihre ersten Andeutungen nicht danach an, als
       wollte sie mit der EKD nun die ganze geistige Welt sogleich umarmen. Und
       außerdem wird die katholische Hierarchie vor allem außerhalb Deutschlands
       trotz aller Lippenbekenntnisse eben doch ihre Probleme damit haben, nun
       dauernd mir ihr zu tun zu haben: mit einer starken, liberalen und
       geschiedenen Bischöfin.
       
       28 Oct 2009
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Philipp Gessler
       
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