# taz.de -- EU will Bankdaten preisgeben: SWIFT-Abkommen fertig
> Die EU will der USA und anderen den Zugriff auf Bankdaten gewähren:
> Einige EU-Staaten fordern besseren Datenschutz. Die USA berufen sich auf
> Sonderrechte im Antiterrorkampf.
(IMG) Bild: Das bleibt nicht lange vertraulich.
BRÜSSEL taz | Das umstrittene Abkommen über den Austausch von Bankdaten
zwischen den USA und der Europäischen Union ist fertig verhandelt.
Amerikanische Ermittler hätten damit weiterhin auf Anfrage Zugang zu den
Kontobewegungen europäischer Kunden.
Sie hatten sich bislang aus Sicherheitskopien des für den internationalen
Zahlungsverkehrs zuständigen Unternehmens SWIFT bedient. Dessen zweiter
Server zieht gerade vom Bundesstaat Virginia in die Schweiz, um die
Kundendaten dem Zugriff amerikanischer Behörden zu entziehen.
Die Amerikaner berufen sich auf Sonderrechte im Antiterrorkampf. Scheinen
ihnen Geldbewegungen verdächtig, so behalten sie sich vor, weitere
Nachforschungen anzustellen oder einen Reisenden am Immigrationsschalter
abzuweisen. Der Betroffene erfährt weder, dass seine Bankdaten ausgespäht
wurden, noch die Gründe für den Anfangsverdacht.
Geht es nach den EU-Verhandlungsführern, soll vom 1. Februar nächsten
Jahres an der gläserne Bankkunde legalisiert werden. Am 30. November, einen
Tag bevor der Lissabon-Vertrag in Kraft tritt, will die schwedische
Ratspräsidentschaft die Innenminister darüber abstimmen lassen.
Einige EU-Länder, darunter Deutschland, wehren sich allerdings gegen das
Hauruckverfahren. Das EU-Parlament, das ab 1. Dezember bei der Innen- und
Justizpolitik mitentscheidet, ist empört. Aus Sicht des CSU-Abgeordneten
Manfred Weber wäre es "eine Farce", das Abkommen einen Tag vor
Inkrafttreten des Lissabon-Vertrags zu unterzeichnen: "Es muss endlich
Schluss damit sein, dass ohne vernünftige Schutzstandards auf die Daten
europäischer Bürger zurückgegriffen wird."
Zwar listet der Entwurf des Abkommens, der der taz vorliegt, im Anhang
sieben amerikanische Rechtsakte auf, die Betroffenen ausreichenden
Rechtsschutz gewähren sollen. Doch europäischen Standards genügen sie nach
Überzeugung von Experten nicht.
Der grüne Europaabgeordnete Jan Philipp Albrecht sagt: "Nach diesem Entwurf
ist weiterhin unklar, ob EU-Bürgern ein angemessener Rechtsschutz bei der
Weitergabe ihrer Bankdaten zugute kommt." Die Weitergabe der hoch sensiblen
Informationen an Dritte und Drittstaaten sei nicht ausgeschlossen, sondern
ausdrücklich vorgesehen.
Mit anderen Worten: Jeder Europäer, der eine Auslandsüberweisung mit BIC-
und IBAN-Nummer ausfüllt, muss damit rechnen, dass die Einzelheiten beim
russischen Geheimdienst oder in einer chinesischen Spezialabteilung landen.
Das könnte bei Auslandsreisen zu bösen Überraschungen führen.
13 Nov 2009
## AUTOREN
(DIR) Daniela Weingärtner
## TAGS
(DIR) Schwerpunkt Überwachung
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