# taz.de -- Alzheimer-Krimi im ZDF: Hirne sind auch nur Menschen
       
       > Alzheimer und Altersdemenz werden als Filmstoffe immer beliebter. Der
       > Amnesie-Tatort legte am Sonntag vor, jetzt läuft im ZDF der Krimi "Marie
       > Brand und das mörderische Vergessen".
       
 (IMG) Bild: Die Schauspielerin Mariele Millowitsch muss als "Marie Brand" einen vergesslichen Fall lösen.
       
       Der Nebel des Vergessens hat sich bedrohlich über die deutsche Fernseh- und
       Filmlandschaft gelegt. Im ARD-"Tatort" am letzten Sonntag stocherte der an
       temporärer Amnesie leidende Kommissar Batic wie ein Fremder in seinem
       eigenen Leben herum, nun folgen im ZDF mit den neuen Episoden der Ermittler
       "Marie Brand" und "Stubbe" gleich zwei Täterrätsel, in denen Alzheimer und
       Altersdemenz im Zentrum stehen.
       
       Kriminalistisch werden die Fernsehpolizisten durch diesen schwierigen
       gerontologischen Themenkomplex vor besondere Herausforderungen gestellt:
       Wie soll man denn seriös recherchieren, wenn die wichtigsten Zeugen
       glaubhaft versichern, sich nicht mehr erinnern zu können?
       
       In "Marie Brand und das mörderische Vergessen" (Regie: Florian Kern; Buch:
       Wolfgang Stauch) hat die Chefermittlerin (Mariele Millowitsch) immerhin das
       Glück, dass die alte Dame, die sie als Zeugin befragt, jede Beobachtung in
       eine Art Chronik eingetragen hat. Da geht nichts verloren. Anders verhält
       es sich allerdings bei Brands Ehemann, der ständig unkonzentriert erscheint
       und ständig seine Sachen verlegt. Ist seine Vergesslichkeit etwa schon
       pathologisch?
       
       Da trifft es sich ganz gut, dass die Kölner Kommissarin für ihren aktuellen
       Fall in einem Referenzzentrum für Demenzforschung ermittelt. Ein
       Neuropathologe ist beim Torso-Aufschneiden vergiftet über der zu
       untersuchenden Leiche zusammengebrochen. Beim Gespräch mit Klinikleiter
       Professor Jacobsen (Ulrich Noethen) geht es neben den Morduntersuchungen
       auch um die privaten Nöte der Kripobeamtin, die besorgt den Experten
       löchert: "Kann man schon von einer beginnenden Demenz sprechen, wenn man
       sein unabgewaschenes Geschirr in den Kühlschrank gestellt hat?"
       
       Sicher, die "Marie Brand"-Reihe gehört nicht zu den allersmartesten Krimis
       des ZDF. Mariele Millowitsch beruft sich auch in dieser Folge viel zu oft
       darauf, dass sie da gerade so ein Gefühl hat, und der famose Hinnerk
       Schönemann ("Dr. Psycho") als Kripo-Sidekick darf hier leider nicht seine
       beängstigend burschikose Feinnervigkeit ausspielen. Trotzdem gelingt es,
       das Thema in ein paar Zwischenschritten in seiner ganzen Tragik aufzuzeigen
       - eine Qualität, die der am Samstag folgende "Stubbe" (siehe auch nächster
       "Wochenendkrimi") ebenfalls aufweist: Das Vergessen - hier wie dort wird es
       zum Sterben auf Raten.
       
       Eine andere Herangehensweise ans Thema hat übrigens Leander Haußmann mit
       seiner nächste Woche startenden, gar nicht mal so üblen Kinoklamotte
       "Dinosaurier" gewählt. Der Film erzählt von einem Trupp klappriger und
       schusseliger Rentner, die sich an einem Finanzmakler rächen wollen, der sie
       vorher über den Tisch gezogen hat. Selbst ein Demenzkranker kann es demnach
       noch locker mit den Schwundhirnen in den Banktürmen aufnehmen. Auch eine
       Art Weltsicht: Da wird das gerontologische Gimmick doch glatt zum
       antikapitalistischen Statement.
       
       Mittwoch, 16.12., 20.15 Uhr, ZDF
       
       15 Dec 2009
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christian Buss
       
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