# taz.de -- Kommentar rechtsextreme Gewalt: Fatale Gleichsetzung
       
       > Neuerdings wird versucht, objektive Differenzen zwischen rechter und
       > linker Gewalt zu nivellieren. Das ist gefährlich. Denn rechte, gegen den
       > Menschen gerichtete Gewalt wird verharmlost.
       
 (IMG) Bild: Der Mannschaftsbus von Roter Stern Leipzig wird bis auf weiteres nicht durch Mügeln fahren.
       
       Schon wieder Mügeln: In der sächsischen Kleinstadt, in der vor gut zwei
       Jahren rechtsmotivierte Täter indische Mitbürger jagten, rechnet der Verein
       "Vive le Courage" täglich mit rechtsextremen Übergriffen. Seine Mitglieder
       kommen nur hinter verbarrikadierten Türen zusammen. Doch bis heute mag
       Mügelns FDP-Bürgermeister Gotthard Deuse nicht von einer rechten Szene vor
       Ort reden. Als "Problem" macht er vielmehr all jene aus, die in der Stadt
       nicht über den Rechtsextremismus schweigen, sondern sich dagegen engagieren
       wollen.
       
       Die Situation in Mügeln ist nicht einmalig. Die Bedrohung, die von
       rechtsextremen Kreisen ausgeht, zeigt auch exemplarisch den Unterschied
       zwischen linker und rechter Gewalt. In mancher Hinsicht, vom Dogmatismus
       bis zur konkreten Aktion, mag es Parallelen geben, doch darüber wird in der
       linken Szene ständig diskutiert. Die "Gewaltfrage" ist da weder neu noch
       tabu.
       
       Neu ist hingegen die Vehemenz, mit der neuerdings versucht wird, die
       objektiven Differenzen zu nivellieren. Wenn die neue CDU-Familienministerin
       Kristina Köhler etwa auf den Anstieg linksextremer Straftaten verweist und
       fordert, gegen jeglichen Extremismus gleich stark vorzugehen, hat das mit
       der Bedrohung, die davon für andere Menschen ausgeht, wenig zu tun.
       Vielmehr wird rechte Gewalt damit verharmlost.
       
       Von den über 20.000 rechtsextrem motivierten Straftaten, die im Jahr 2009
       gezählt wurden, ging eine "besondere Gefahr für Leib und Leben" der Opfer
       aus, betont etwa der Chef des Bundeskriminalamtes, Jörg Ziercke. Zum
       rechten Weltbild der "Herrenmenschen" gehört Gewalt gegen andere Menschen
       schlicht dazu. Linke Gewalt dagegen ist selten lebensbedrohend und trat
       2009 vermehrt im Zusammenhang mit Demonstrationen auf - auch gegen rechts.
       
       21 Dec 2009
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Speit
       
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