# taz.de -- Jahrestag Gaza-Krieg: "Die Welt hat Gaza verraten"
> 16 internationale Organisationen fordern in einem Bericht aus Anlass des
> ersten Jahrestags des Gazakriegs, die israelische Abriegelung des
> Küstenstreifens zu beenden.
(IMG) Bild: Die Armut im Gazastreifen hat laut den Hilfsorganisationen sprunghaft zugenommen.
BERLIN taz | Die internationale Gemeinschaft hat die Bevölkerung des
Gazastreifens verraten und in ihrem Elend allein gelassen, weil sie nichts
unternommen habe, um die israelische Blockade des Küstenstreifens zu
beenden.
Diesen Vorwurf erheben 16 internationale Hilfsorganisationen, darunter
medico international, Oxfam und Amnesty International, in einem Bericht aus
Anlass des ersten Jahrestags des israelischen Einmarschs unter dem Namen
Operation "Gegossenes Blei". ([1][www.medico.de]) Die Abriegelung des
Gazastreifens sei eine völkerrechtswidrige Maßnahme, die die gesamte
Bevölkerung für die Taten einiger weniger bestrafe, heißt es in dem Report.
Beim israelischen Kriegszug gegen die in Gaza herrschende Hamas, der am 27.
Dezember 2008 begann, wurden mehr als 1.400 Palästinenser und 13 Israelis
getötet.
Noch immer seien der Wiederaufbau und die Beseitigung von Kriegsschäden im
Gazastreifen nicht möglich, weil Israel seit Ende der Offensive Mitte
Januar lediglich 41 Lkw-Ladungen mit Baumaterial nach Gaza zugelassen habe.
Benötigt würden aber tausende von Lkw-Ladungen. Die Einfuhr von Materialien
wie Zement und Glas werde aber von Israel unterbunden. Israel rechtfertigt
die seit Juni 2007 dauernde Blockade und die Einfuhrverbote bislang damit,
dass diese Materialien von der Hamas für militärische Zwecke benutzt werden
könnten.
"Die Weltmächte haben händeringend Erklärungen abgegeben, aber keine
wirksame Aktion ergriffen, um diese verheerende Politik zu beenden",
erklärte der Direktor von Oxfam, Jeremy Hobbs, gegenüber der Presse. Bisher
habe erst ein Bruchteil der Schäden an Häusern, Infrastruktur und
öffentlichen Einrichtungen repariert werden können. Laut dem Bericht leiden
90 Prozent der Bevölkerung unter Stromausfällen von vier bis acht Stunden
pro Tag. Durch diese werde auch die Wasserversorgung unterbrochen.
Die Armut im Gazastreifen habe sprunghaft zugenommen. 80 Prozent der
Menschen seien von Hilfe abhängig, erklären die Hilfswerke. Durch den Krieg
im Januar seien 17 Prozent der Agrarfläche samt Gewächshäusern und
Bewässerungssystemen zerstört. Weitere 30 Prozent der landwirtschaftlichen
Flächen seien durch die Erweiterung der israelischen Sperranlagen verloren
gegangen. Die 16 Hilfsorganisationen fordern die Europäische Union auf,
endlich Maßnahmen zu ergreifen, um die Blockade des Gazastreifens zu
beenden.
23 Dec 2009
## LINKS
(DIR) [1] http://www.medico.de/
## AUTOREN
(DIR) Georg Baltissen
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