# taz.de -- Facebook-Gründer Zuckerberg: Privatsphäre ist "überholt"
> In einem Interview hat sich Mark Zuckerberg, Chef des sozialen Netzwerks
> Facebook, zum Datenschutz geäußert. Die Privatsphäre sei eine "alte
> Konvention".
(IMG) Bild: Findet Privatsphäre im Netz oll: Facebook-Gründer Mark Zuckerberg.
In den letzten Wochen stand das soziale Netzwerk [1][Facebook] massiv in
der Kritik von Datenschützern: Die Seite hatte praktisch über Nacht ihre
Regeln zum Schutz der Privatsphäre verändert und standardmäßig deutlich
mehr Informationen für Nicht-Freunde sichtbar gemacht, als dies zuvor der
Fall war. Um nicht zu viele Daten mit "Freunden von Freunden" oder anderen
Unbekannten zu teilen, müssen die 350 Millionen Nutzer seither höllisch
aufpassen – mancher Netzpromi hatte sich daraufhin sogar ganz aus dem
Angebot verabschiedet.
Gelernt scheint der Internet-Konzern daraus jedoch nicht zu haben. Mark
Zuckerberg, 25-jähriger Gründer und Firmenchef von Facebook, äußerte sich
nun in einem Interview zum Datenschutz. In dem Gespräch mit Tech-Blogger
Michael Arrington anlässlich einer Preisverleihung im Silicon Valley sagte
er, Facebook habe sich schlicht an die heutigen "gesellschaftlichen Normen"
angepasst.
"Als ich im Studentenwohnheim in Harvard angefangen habe, fragten viele
Leute noch, warum man überhaupt irgendwelche Informationen ins Internet
stellen wolle." In den letzten sechs Jahren habe sich mit dem Bloggen und
anderen neuen Diensten aber sehr viel verändert. "Die Leute fühlen sich
nicht nur wohl dabei, mehr und andersartige Informationen zu teilen,
sondern offener und mit mehr Leuten."
Facebook fühlt sich demnach nicht wie andere Firmen "gefangen von alten
Konventionen". Man fühle sich wie eine Neugründung und passe sich an.
"Andere Firmen würden keine Änderung der Privatsphäreneinstellung für 350
Millionen Nutzer vornehmen. Wir hielten das aber für wichtig." Facebook
habe sich deshalb gefragt, was derzeit die "gesellschaftliche Norm" sei.
"Und dann haben wir es einfach getan."
Kritiker sind mit Zuckerbergs Erläuterung allerdings keineswegs zufrieden.
Der viel gelesene IT-Journalist Marshall Kirkpatrick, der das Interview mit
dem Facebook-Boss transkribierte und ins Netz stellte, schrieb, die Aussage
sei unglaubwürdig. "Facebook reflektiert nicht einfach die Veränderungen
der Gesellschaft. Ich denke, Facebook selbst schafft soziale
Veränderungen." Zuckerberg verhalte sich deshalb arrogant.
Das Silicon-Valley-Klatschblog [2]["Valleywag"], das die Veränderungen bei
Facebook besonders kritisch beobachtet hatte, schrieb, Zuckerberg sei
derjenige, der die Kontrolle habe. "Zuckerberg schafft die
gesellschaftlichen Normen und verändert sie mit seinem Produkt." Für User,
deren Fotos oder Freundeslisten plötzlich ungewollt für Fremde sichtbar
wurden, ist die Erklärung ebenfalls unbefriedigend.
11 Jan 2010
## LINKS
(DIR) [1] http://www.facebook.com/
(DIR) [2] http://valleywag.gawker.com/
## AUTOREN
(DIR) Ben Schwan
## TAGS
(DIR) Schwerpunkt Überwachung
## ARTIKEL ZUM THEMA