# taz.de -- Haiti nach dem Erdbeben: Die Hilfe kommt zu spät
       
       > Leichengeruch hängt über Port-au-Prince, auf Versorgung warten die
       > meisten Überlebenden vergeblich. Viele fliehen.
       
 (IMG) Bild: Anstehen für Nahrungsmittel: Menschen in Port-au-Prince.
       
       PORT-AU-PRINCE/BERLIN/BRÜSSEL taz | Auf dem vom US-Militär kontrollierten
       Flughafen der haitianischen Hauptstadt herrscht Chaos. Im 15-Minuten-Takt
       landen seit Donnerstagabend Hilfsflüge, aber es gibt kaum
       Abstellmöglichkeiten. Manche Maschinen werden entladen, andere kreisen über
       der Stadt und machen unverrichteter Dinge wieder kehrt. Wenigstens liegt
       der für Großflugzeuge angelegte Flughafen Barahona in der Dominikanischen
       Republik nur drei Autostunden entfernt. Von dort können Hilfsgüter auf dem
       Landweg nach Haiti gebracht werden.Das verzögert die Hilfe für die
       geschätzt drei Millionen Menschen weiter, die bei dem Erdbeben am Dienstag
       ihr Obdach verloren haben.
       
       Viele Verschüttete sind vermutlich inzwischen tot, viele Überlebenende
       warteten auch am Freitag vergeblich auf medizinische Versorgung, Nahrung
       und Wasser. Die UNO will im nationalen Fußballstadion ein Großlazarett
       einrichten, in der Umgebung von Port-au-Prince sollen Massenunterkünfte auf
       Großgeländen entstehen, in der Stadt selbst Massengräber für Zehntausende
       Tote. Aber auch dies muss vorbereitet und das Material eingeflogen werden.
       Erschwerend kommt hinzu, dass nach wie vor nur eines der vier
       Mobilfunknetze funktioniert. Wer zuverlässig kommunizieren will, muss über
       ein Satellitentelefon verfügen. Das macht die Kooperation der Helfer
       schwierig.
       
       Das UN-Welternährungsprogramm WFP in Port-au-Prince dementierte eigene
       Meldungen, wonach seine Lebensmittellager geplündert worden seien. Einige
       beschädigte Supermärkte und Häuser sind allerdings leergeräumt worden. Auf
       einer Straße hat die Polizei mehrere Plünderer gestellt und abgeführt.
       
       Die Straßen aus Port-au-Prince Richtung Norden und Richtung Dominikanische
       Republik sind nun verstopft mit Menschen, die die zerstörte Hauptstadt
       verlassen wollen. Auch vor dem Flughafen drängeln sich Menschen, die
       ausreisen wollen. Nur wer Einfluss hat und einen offiziellen Ausweis
       vorzeigen kann, egal welchen, wird ins Gebäude gelassen. "Bis wir wieder
       anfangen können zu arbeiten, das wird Monate dauern", sagt der Schweizer
       Textilunternehmer Fritz Felchin neben seinen gepackten Koffern. Seine
       Fabrik ist schwer beschädigt, seine 1.500 Angestellten jetzt arbeitslos.
       "Es ist jetzt besser, außer Landes zu gehen." Die meisten Haitianer haben
       diese Wahl nicht.
       
       15 Jan 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Hans-Ulrich Dillmann
       
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