# taz.de -- EU-Parlament demonstriert Macht: Wieder Ärger mit SWIFT
> Im Europäischen Parlament wachsen die Vorbehalte gegen den Transfer
> sensibler Personen- und Bankdaten in die USA. Inhalt des Abkommens ist
> den Abgeordneten nicht bekannt.
(IMG) Bild: Das SWIFT-Logo in der Geschäftsstelle in Frankfurt/Main.
BRÜSSEL taz | Als der spanische Innenminister Alfredo Pérez Rubalcaba
gestern die amerikanische Heimatschutzministerin Janet Napolitano beim
EU-Innenministerrat in Todelo empfing, musste er ihr das peinliche Problem
mit der europäischen Demokratie erklären.
Seit 1. Dezember können Abkommen im Bereich Justiz- und Innenpolitik nur
mit Zustimmung des Europäischen Parlaments geschlossen werden. Deshalb kann
das Swift-Abkommen, das es den US-Behörden erlaubt, europäische Bankdaten
abzufragen, nur provisorisch in Kraft treten.
Auf die Vorbehalte der Abgeordneten ging Napolitano gar nicht ein. Sie
erinnerte daran, dass der "Christmas Bomber", der am 25. Dezember in
Amsterdam mit Sprengstoff am Körper durch die Sicherheitskontrollen gelangt
war, Passagiere aus 17 Nationen bedroht habe. Deshalb sei es im Interesse
aller "verantwortlichen Länder", die Sicherheitsstandards zu erhöhen und
verfügbare Daten auszutauschen.
Damit steigt der Druck auf die Abgeordneten weiter, dem vorläufigen
Bankdatenabkommen mit den USA zuzustimmen. Am Vortag war der spanische
Ratsvertreter Diego López Garrido vor dem Europaparlament ins Stottern
geraten, als er erklären sollte, warum das Ende November mit den USA
ausgehandelte Abkommens den Abgeordneten noch nicht vorliege.
Der CSU-Abgeordnete Manfred Weber sagte: "Wir wollen die Zusammenarbeit mit
den USA. Europäische Abkommen sind uns lieber als unter Druck geschlossene
bilaterale Verträge. Ich bitte Rat und Kommission, nicht auf Zeit zu
spielen, sondern schnell den Text zu schicken." Die Innenminister müssten
aber nachweisen, dass derartige Daten für den Antiterrorkampf hilfreich
seien.
Der sozialistische Fraktionschef Martin Schulz sagte, das Abkommen bedeute
einen weitreichenden Eingriff in die bürgerlichen Grundfreiheiten. Der Rat
müsse erklären, worin sein Mehrwert bestehe. Der Zeitdruck sei sachlich
nicht gerechtfertigt, da zum 1. Februar ein Rechtshilfeabkommen mit den USA
in Kraft trete, nach dem Bankdaten in berechtigten Verdachtsfällen
übermittelt werden könnten.
Der liberale Fraktionsvorsitzende Guy Verhofstadt erklärte, es sei nur dann
denkbar, dass das EU-Parlament in einer Sondersitzung noch vor dem 1.
Februar dem bis Ende Oktober geltenden Übergangsabkommen zustimme, wenn das
EU-Parlament von Anfang an den Verhandlungen zu einem Swift-Folgeabkommen
beteiligt werde.
22 Jan 2010
## AUTOREN
(DIR) Daniela Weingärtner
## TAGS
(DIR) Schwerpunkt Überwachung
## ARTIKEL ZUM THEMA