# taz.de -- S-Bahn-Gipfel: Bahn ist total überfordert
       
       > Opposition und Verbände wünschen sich viel, erwarten aber wenig vom
       > Gespräch zwischen dem Regierenden Bürgermeister und dem Bahn-Chef.
       
       Opposition und Fahrgastverbände sehen mit geringen Erwartungen dem
       Gipfelgespräch zum S-Bahn-Chaos am Donnerstag entgegen. CDU, FDU, Grüne
       sowie die Verbände Igeb und Pro Bahn verlangen zwar konkrete Aussagen der
       Deutschen Bahn. Sie sehen den Ausgang aber überwiegend pessimistisch. Man
       befürchte eine weitere bloße "Beschwichtigungs- und
       Beschönigungsbotschaft", sagte CDU-Landeschef Frank Henkel zwei Tage vor
       dem Treffen zwischen dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und
       Bahn-Chef Rüdiger Grube. Senatssprecher Richard Meng mochte keine Angaben
       machen, mit welcher Strategie Wowereit in den Gipfel geht.
       
       Die CDU verlangt von dem Gipfel einen verbindlichen Plan, wie es mit der
       S-Bahn weitergeht. Sollte sich Wowereit am Donnerstag nicht durchsetzen
       können, werde man Ende Februar im Abgeordnetenhaus mögliche neue
       Druckmittel vorstellen. Henkel wies Kritik zurück, Bundesverkehrsminister
       Peter Ramsauer (CSU) mische zu wenig mit: Ramsauer habe sich "sehr wohl
       laut und vernehmlich zu Wort gemeldet".
       
       Anders als die FDP-Fraktion lehnt es die Union ab, den viel kritisierten,
       bis 2017 laufenden Vertrag mit der S-Bahn GmbH zu kündigen. "Das wäre
       rechtlich möglich, technisch aber nicht - sonst gäbe es ja gar keinen
       Betreiber mehr", so CDU-Landesvize Thomas Heilmann. Hintergrund ist der
       speziell auf Berlin zugeschnittene Wagenpark, den kurzfristig kein anderes
       Unternehmen bereitstellen kann.
       
       Verlässliche Aussagen, wann die S-Bahn wieder komplett nach Fahrplan
       unterwegs ist, verlangt auch die FDP-Fraktion. Sie fordert zudem als
       weitergehende Entschädigung 12 über ein Jahr verteilte Wochenende
       kostenloser Nutzung von Bus und Bahn. Die FDP hält dabei an ihrem früheren
       Vorschlag fest, solche Freifahrtphasen wissenschaftlich begleiten zu
       lassen.
       
       Die Grünen-Verkehrspolitikerin Claudia Hämmerling fordert vom S-Bahn-Gipfel
       eine grundsätzliche Kehrtwende: "Ich erwarte, dass sich die Deutsche Bahn
       vom Börsengang und Sparkurs verabschiedet." Das sei die Voraussetzung für
       genügend Züge und ein vernünftig gewartetes Streckennetz.
       Pro-Bahn-Landeschef Dieter Doege sieht das genauso: "Erst mal muss das
       Damoklesschwert Privatisierung weg. Nur dann ist der Druck weg, um jeden
       Preis Kosten einzusparen." Eigentümer der Deutschen Bahn ist der Bund, und
       deshalb ist für Doege das Gespräch nicht hoch genug angesiedelt - die
       Bundesregierung müsse beteiligt sein. "Ich glaube nicht, dass dabei
       wirklich was rüberkommt."
       
       Der Fahrgastverband Igeb spricht sich vor dem Gipfel dafür aus, Ausfällen
       bei der S-Bahn nicht nur kurzfristig mit zusätzlichen Regionalzügen zu
       begegnen. "Das muss dauerhaft und nicht nur auf Zuruf passieren", sagt
       Igeb-Landesvize Jens Wieseke. "Denn selbst wenn alle S-Bahn-Wagen rollen,
       haben wir zu wenig Züge." Wieseke fordert zudem, durch den Nord-Süd-Tunnel
       alle 20 Minuten Regionalzüge zwischen Südkreuz und Lichtenberg fahren zu
       lassen.
       
       26 Jan 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Stefan Alberti
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA