# taz.de -- Vereintes Zypern weiter ungewiss: Widerstand gegen Kompromisse
       
       > In vielen Punkten stimmen die Führungen der beiden Teile Zyperns einer
       > Vereinigung überein, doch sie bleibt unsicher: Christofias verliert einen
       > Koalitionspartner und Talat droht die Abwahl.
       
 (IMG) Bild: Planen eine rotierende Präsidentschaft: Zyperns Präsident Christofias (r.) und Mehmet Ali Talat (l.)
       
       BERLIN taz | Bei den Verhandlungen über die Gründung eines gemeinsamen
       Bundesstaats haben die griechischen und türkischen Verhandlungsführer
       erhebliche Fortschritte erzielt. Die Einigkeit könnte ohne Folgen bleiben.
       Im Süden verlor Präsident Demetris Christofias am Montag einen
       Koalitionspartner. Im Norden muss Mehmet Ali Talat befürchten, bei den
       Präsidentenwahlen im April abgewählt zu werden.
       
       Nach taz-Informationen haben sich Christofias und Talat bei der Frage von
       Regierung und Machtverteilung in 15 von 17 Punkten geeinigt. Danach soll es
       im projektierten Bundesstaat eine rotierende Präsidentschaft geben. Der
       griechische Präsident soll vier, der türkische zwei Jahre regieren, um die
       unterschiedliche Größe der Volksgruppen zum Ausdruck zu bringen. Etwa 80
       Prozent der Zyprioten sind Griechen, 20 Prozent Türken.
       
       Beide Bevölkerungsgruppen sollen bei Parlamentswahlen gemeinsam über eine
       Wahlliste abstimmen. Die Stimmen der Griechen sollen so gewichtet werden,
       dass der Minderheit eine adäquate Repräsentanz im Parlament garantiert
       wird. Konsens fanden Christofias und Talat auch bei der Frage der
       Luftraumüberwachung. Keine Einigkeit besteht in weiteren Bereichen, so bei
       Fragen der Sicherheit, der Zukunft der türkischen Immigranten und von
       Eigentumsrechten.
       
       Ob den Fortschritten eine grundsätzliche Übereinkunft folgt, bleibt
       zweifelhaft. Im Süden verließ am Montag die EDEK aus Protest gegen die
       Kompromisse die von der linken Akel-Partei dominierte Koalition. Der zweite
       Koalitionspartner, Diko, denkt gleichfalls daran, die Regierung
       aufzukündigen. Beide Parteien werfen Christofias zu weitgehende
       Zugeständnisse bei den Verhandlungen mit den Türken vor und lehnen die
       rotierende Präsidentschaft ab.
       
       Im Norden der geteilten Hauptstadt muss der Sozialdemokrat Talat um sein
       Amt fürchten. Bei den Präsidentenwahlen am 18. April liegt der konservative
       Premierminister Dervis Eroglu in Umfragen deutlich vorn. Er will nach einem
       Wahlsieg zwar mit den Griechen weiterverhandeln, strebt aber eine lose
       Konföderation und den Fortbestand der nur von Ankara anerkannten Türkischen
       Republik Nordzypern an. Eine solche Lösung gilt wegen des Widerstands der
       griechischen Seite als chancenlos.
       
       Dass die Zyperngespräche bis zur Wahl beendet sind, ist ausgeschlossen.
       Ohnehin müssten die Zyprioten einer Übereinkunft in getrennten Referenden
       zustimmen. Zypern ist seit 1974 geteilt. Die südliche Republik ist seit
       2004 Mitglied der EU, im Norden sind die EU-Regularien ausgesetzt. Der
       Streit um die Zukunft der Insel belastet die Beziehungen Europas zur
       Türkei, die in Nordzypern etwa 40.000 Soldaten stationiert hält.
       
       10 Feb 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Klaus Hillenbrand
       
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