# taz.de -- Die EU nach Kopenhagen: Bye-bye, Klimaabkommen
       
       > Seit dem Kopenhagener Klima-Gipfel herrscht Ratlosigkeit. Die EU erwartet
       > dieses Jahr keinen globalen Abschluss, will aber klimafreundlichste
       > Region der Welt werden.
       
 (IMG) Bild: EU-Klimakommissarin Connie Hedegaard: baldige Einigung "wenig wahrscheinlich".
       
       Umweltverbände und deutsche Oppositionspolitiker üben scharfe Kritik an der
       Europäischen Union (EU), nachdem sie sich von einem internationalen
       Klimaabkommen bis Ende 2010 quasi verabschiedet hat. Die Einschätzung sei
       zwar realstistisch, die Strategie jedoch völlig verkehrt, heißt es.
       "Anstatt mit einer unkonditionierten 30-Prozent-Reduktionsverpflichtung
       Ernsthaftigkeit zu beweisen und Impulse für die Klimaverhandlungen zu
       setzen, nimmt die EU-Kommission den Druck aus den Verhandlungsrunden in
       Bonn und Cancún in diesem Jahr", sagt Hermann Ott, Sprecher für
       Klimapolitik der Grünen im Bundestag. So funktionierten internationale
       Verhandlungen nicht.
       
       Am Dienstagnachmittag hatte die EU-Kommission ihre neue
       Klimaschutzstrategie vorgestellt. Dabei sagte Klimakommissarin Connie
       Hedegaard, eine baldige Einigung auf ein internationales Abkommen sei
       "leider wenig wahrscheinlich". Die EU wäre bereit, auf der
       UN-Klimakonferenz im mexikanischen Cancún ein weltweit verbindliches
       Abkommen zu beschließen, dies könne sich aber "wegen der Differenzen
       zwischen den Ländern bis 2011 verzögern".
       
       Nach dem Scheitern des Klimagipfels Ende vergangenen Jahres in Kopenhagen
       teilen sogar die Umweltverbände diese Ansicht. Dennoch erwarten sie von der
       Europäischen Union eine andere Rolle: "Auch unsere Erwartungen an Cancún
       sind gering", sagt Stefan Krug, Klimaexperte bei Greenpeace. "Aber es ist
       politisch falsch, dem Prozess die Dynamik zu nehmen." Die EU habe durch
       ihre falsche Verhandlungstaktik und ihre Weigerung, wirklich ehrgeizige
       Reduktionsziele einzunehmen, zum Scheitern von Kopenhagen beigetragen. Nun
       müsse vor allem sie sich bewegen und ihre Hausaufgaben machen, um ihre alte
       Vorreiterrolle wieder einzunehmen.
       
       "Seit Kopenhagen herrscht auf dem diplomatischen Parkett Ratlosigkeit",
       sagt Antje von Broock vom BUND. Daher sei die Einschätzung der EU "ganz
       richtig". "Sinnvoller wäre es aber, mit Hochdruck daran zu arbeiten, neue
       Ideen zu entwickeln, statt die Erwartungen zu drosseln."
       
       Mit ihrer neuen Klimaschutzstrategie setzt sich die Europäische Union das
       Ziel, bis zum Jahr 2020 "die klimafreundlichste Region der Welt zu werden".
       Die EU lege künftig mehr Aufmerksamkeit auf nachhaltiges
       Wirtschaftswachstum, um neue Jobs zu schaffen und die Energiesicherheit zu
       stärken, heißt es in dem Papier.
       
       Unterdessen haben China und Indien den sogenannten Copenhagen Accord
       gebilligt. Peking könne in dem Abkommen aufgeführt werden, hieß es am
       Dienstag in einem knappen Schreiben an das UN-Klimasekretariat. Am Montag
       hatte bereits Indien zugestimmt.
       
       US-Präsident Barack Obama wirbt indes weiter für sein nationales
       Klimagesetz. Am Dienstag beriet er sich sowohl mit demokratischen als auch
       republikanischen Senatoren. Obama strebe ein Gesetz an, das auch Grenzen
       für den Ausstoß an klimaschädlichen Gasen vorsehe, sagte ein Sprecher des
       Weißen Hauses.
       
       11 Mar 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Nadine Michel
       
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