# taz.de -- Erste Beauftragte für Missbrauchsfälle: Anwältin der Opfer
       
       > Sie hat als Ministerin Kompetenz und Engagement gegen Gewalt an Frauen
       > gezeigt. Jetzt ist die SPD-Politikerin Christine Bergmann die erste
       > Beauftragte für Missbrauchsfälle.
       
 (IMG) Bild: Christine Bergmann, frisch zur Beauftragten für Missbrauchsfälle gekürt.
       
       BERLIN taz | Die Entscheidung kam überraschend: Christine Bergmann wird die
       erste Beauftragte für Missbrauchsfälle der Regierung. Damit ergänzt eine
       SPD-Politikerin den von CDU und FDP geführten Runden Tisch zur Aufarbeitung
       der Missbrauchsfälle, der im Kabinett beschlossen wurde und am 23. April in
       Berlin starten soll. Christine Bergmann, 70, soll "materielle und
       immaterielle Hilfen" für Missbrauchsopfer erarbeiten und Ansprechpartnerin
       für Betroffene sein. Sie soll Opfer aber nicht persönlich beraten.
       
       Unklug ist die Personalie nicht. Christine Bergmann ist zwar keine
       ausgewiesene Expertin in Sachen sexuellen Missbrauchs. Aber sie hat als
       Berliner Frauensenatorin (1991 bis 1998) und als Bundesfrauen- und
       Familienministerin (1998 bis 2002) Kompetenz und Engagement im Kampf gegen
       Gewalt an Frauen gezeigt. Sie hat den ersten "Aktionsplan zur Bekämpfung
       von Gewalt gegen Frauen" initiiert und das wegweisende Berliner
       Interventionsprojekt gegen männliche Gewalt im häuslichen Bereich. Sie hat
       ein generelles Verbot von Gewaltpornografie gefordert und das Verbot
       gewaltverherrlichender Videos für Jugendliche. Dabei hat sie sich stets als
       Anwältin der Opfer verstanden und wurde dafür von den Betroffenen
       geschätzt.
       
       Opferverbände begrüßen daher die heutige Entscheidung. Wichtig wird jedoch
       sein, wie Christine Bergmann das ExpertInnenwissen der Vereine nutzt.
       
       Die promovierte Pharmazeutin wurde in Dresden geboren und legte nach der
       Wende eine steile Karriere hin. Im Dezember 1989 trat sie in die SPD ein,
       wurde rasch stellvertretende Landesvorsitzende in Berlin. Sie war die
       einzige Ostfrau im schwarz-roten Berliner Senat unter Eberhard Diepgen und
       plädierte immer für die uneingeschränkte Berufstätigkeit von Frauen.
       
       Als Bundesfrauenministerin ließ sie sich vom damaligen Kanzler Gerhard
       Schröder allerdings das Gleichstellungsgesetz für die Wirtschaft abkaufen,
       das die erste rot-grüne Bundesregierung im Koalitionsvertrag
       festgeschrieben hatte. Dafür erntete sie von Frauenverbänden Kritik.
       
       Nach ihrem Ausscheiden aus der aktiven Politik engagierte sich Christine
       Bergmann im Ostforum der SPD und war Ombudsfrau für Hartz IV. In dieser
       Rolle habe sie Erfahrungen zur Vermittlung zwischen Privatpersonen und
       staatlichen Institutionen sammeln können, die ihr in der Position jetzt
       nützten, hieß es aus dem Familienministerium.
       
       25 Mar 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Simone Schmollack
       
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 (DIR) Missbrauchs-Beauftragte eingesetzt: Runder Tisch beschlossen
       
       Die frühere Bundesfamilienministerin Christine Bergmann wird als
       unabhängige Missbrauchs-Beauftragte eingesetzt. Außerdem beschloss das
       Kabinett einen Runden Tisch zur Aufarbeitung der Missbrauchsfälle.