# taz.de -- Kommentar Verkürzung Wehrpflicht: Augen zu und durch
       
       > Die Debatte über die Wehrdienstreform, die Guttenberg angeblich anstoßen
       > will, soll aktuell bloß verschleiern, dass sein Ministerium keinen
       > überzeugenden Entwurf hat.
       
       Nicht alles ist falsch, nur weil es von der FDP kommt. So haben die
       Liberalen vorgeschlagen, die auf sechs Monate zu verkürzende Wehrpflicht in
       ein Praktikum umzuwandeln. Nach der Grundausbildung, in der das
       Uniformtragen, Grüßen und Soldatsein generell geübt wird, sollen die
       Rekruten sich entscheiden können, wo in der Truppe sie mitarbeiten wollen.
       Die Union ist selbstverständlich dagegen, und alle Entscheider wissen und
       sagen: Das klappt nie.
       
       Der Großapparat Bundeswehr ist nicht darauf eingerichtet, auf die
       Selbstverwirklichungswünsche seiner Jüngsten einzugehen. Doch bringt der
       FDP-Vorschlag ja - etwas ironisch - nur auf den Punkt, was die
       Wehrdienstreformer halblaut auch eingestehen: Die Bundeswehr hat ein
       Riesenproblem, fähigen Nachwuchs zu gewinnen.
       
       Die Wehrpflicht scheint ihr als geeignetes Mittel, den einen oder anderen
       Gymnasiasten noch in den Betrieb zu schleusen. Die FDP folgert daraus, dass
       dann auch die Wehrpflicht den Anforderungen der jungen Männer nach
       beruflicher Orientierung angepasst werden muss.
       
       Genau das hat nun Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg nicht
       vor. Dass er so tut, als sei das Gesetz zur Wehrpflichtverkürzung noch mit
       den Bundestagsfraktionen - der Opposition gar! - abzustimmen, ändert nichts
       daran, dass der Plan längst klar ist: Der "Gammeldienst", der sich der
       Grundausbildung anschließt, wird halbiert, aber drum nicht sinnvoller.
       
       Die Debatte über die Wehrdienstreform, die Guttenberg angeblich anstoßen
       will, soll aktuell bloß verschleiern, dass sein Ministerium keinen
       überzeugenden Entwurf hat. Da dieser aber bis zum Sommer Gesetz werden
       soll, wird es auch keine Diskussion mehr geben. Bloß eine weitere,
       undurchdachte und unnütze schwarzgelbe Augen-zu-und-durch-Aktion.
       
       25 Mar 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ulrike Winkelmann
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Verkürzung des Zivildienstes: "Gefahr indirekten Drucks"
       
       Ein Gesetzentwurf zur Zivildienst-Verkürzung liegt vor, die FDP ist
       dagegen. Kritiker befürchten, dass es bei begehrten Stellen faktisch bei
       9-12 Monaten bleiben wird.
       
 (DIR) Sechs Monate Wehrpflicht: Kampf der Konzepte
       
       Verteidigungsminister Guttenberg stellt sein Modell für die sechsmonatige
       Wehrpflicht vor. Zwei Tage vorher präsentiert die FDP ein eigenes konträres
       Papier.